“Wir alle werden Teil der Geschichte” – Internationale Beobachter bei der Volksabstimmung in Lugansk
Eine weitere Antwort erhielt ich nicht und mache diesen Fall daher, wie in meiner ersten Mail an den NDR angekündigt, publik.
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass der Job von Wahlbeobachtern darin besteht, Wahlen oder ähnliche Vorgänge zu beobachten. Das scheint mir durchaus schlüssig zu sein, denn wenn man sich von einem Vorgang ein Bild machen will, scheint die Anwesenheit entsprechender Personen als ein recht probates Mittel.
Um es weniger zynisch zu formulieren: Für den NDR besteht diese Notwendigkeit offensichtlich nicht, denn wie die Referenden ablaufen, hat der Sender bereits entschieden. Und das ganz ohne Reporter, die sich alles vor Ort hätten ansehen können.
Referenden in der Ukraine: Alles “Schaller” und Rauch
Der Geschäftsführer des nordhessischen Versorgers Energie Waldeck-Frankenberg (EWF), Stefan Schaller, gehört wohl zu denen, die sich gern selbst einen Eindruck verschaffen wollen. Er reiste also als Wahlbeobachter in die Ukraine. Derweil passierte daheim Unglaubliches. Landrat Jürgen van der Horst teilte nicht nur Folgendes mit:
“Die erzwungenen Referenden Russlands in der Ukraine sind heuchlerisch und völkerrechtswidrig und ein Vorwand, um sich die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine zu eigen zu machen. Diese rechtswidrige Annexion verurteilen wir aufs Schärfste.”
Er kündigte zudem an, dass Schaller “von seinen Aufgaben freigestellt” werden solle. Die endgültige Entscheidung soll am heutigen Montag, den 26. September 2022 fallen, und es ist für den Wahlbeobachter zu hoffen, dass die Veröffentlichung seines Falls das Schlimmste verhindern kann.
Als schlicht unverschämt, unerhört, unverfroren und ohne jede Empathie muss man die Erklärung Schallers bewerten, der seine Reise so begründete:
“Ich wollte mir vor Ort ein Bild von der Situation machen. Auch weil ich glaube, dass objektive Informationen nie falsch sein können.”
Wie kann er nur! Die Zeiten objektiver Bilder sind vorbei, und zwar nachhaltig. Seinen Ärger kaum verstecken konnte auch der (immer noch!) scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrei Melnyk. Er meldete sich am letzten Samstag mit folgenden Worten:
“Ich appelliere an den Landrat von Waldeck-Frankenberg als Aufsichtsratsvorsitzender von EWF: Herr van der Horst, schmeißen Sie Stefan Schaller, der dem russischen Aggressionskrieg Beihilfe leistet, sofort raus.”
Scheinberichte in deutschen Medien
Analyse
Cherson und Saporoschje vor dem Wechsel zu Russland – scheitert die Ukraine nun als Staat?
Wir lernen: Die Einordnung von Vorgängen, an denen man selbst nicht beteiligt ist und zu denen man auch kein Personal schickt, um eine solche Einordnung vorzunehmen, wird also vom Schreibtisch aus gefällt. Es reicht ja auch, wenn irgendjemand irgendwo in der Ukraine sagt, das sei alles Humbug, diese Referenden seien nur Schein.
Der Mainstream bedankt sich artig für solche Vorlagen und schreibt empört, dass russische Soldaten von Haustür zu Haustür gehen, um die Menschen im Donbass – übrigens immer noch die Menschen, die seit mehr als acht Jahren mit Befehl aus Kiew getötet und mit Bomben in Angst und Schrecken versetzt werden – mit vorgehaltener Waffe zum Abstimmen im russischen Sinne zwingen.
Am Ende fällt die Bilanz deutscher Medienarbeit einmal mehr desaströs aus. Es wird geschrieben, was das Zeug hält, man überbietet einander. Fakten spielen dabei jedoch keinerlei Rolle.
Dank Herrn Hagen vom NDR wissen wir das jetzt auch endgültig.
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