Am Montag trat der Chef des Deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, vor der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin auf und sagte etwas Aufsehenerregendes. Trotz erheblicher Verluste an Soldatenleben habe Russlands Präsident auch 15 Monate “nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine” nicht an Macht und Einfluss verloren, zitierte ihn die Nachrichtenagentur dpa. Man sehe keine erkennbaren Risse im System Putin, so Kahl weiter. Trotz vereinzelter Kritik – etwa, was Munitionslieferungen angehe – gebe es auch keine Anzeichen, dass das System ins Wanken gerate oder implodiere. Dies sei aber dennoch nicht auszuschließen.
“Russland ist nach wie vor in der Lage, einen Krieg auf der langen Distanz gesehen zu führen” – mit immer wieder neu rekrutierten Soldaten, sagte Kahl. Dies gelte auch für die Bereiche Rüstung und Munition. Insofern sei von Schwachheit oder davon, dass die militärischen Aktivitäten zusammenbrechen könnten, nicht zu reden. Zwar gebe es Verwundbarkeiten und auch Überraschungen – etwa, was die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte betreffe. Der BND-Chef schlussfolgerte: Wenn aber der Westen die Ukraine nicht sehr organisiert unterstützen und Widerstand organisieren würde, könnte sich Putins Strategie durchsetzen, die auf die lange Zeitschiene und die Masse setzt.
“Keine Risse im System Putins?” Dies ist keine Meldung, die problemlos den Einzug in die deutschen Medien finden würde. Nur vereinzelt wurde sie von ein paar großen Medien als Notiz in Ukraine-Tickern übernommen. Und T-Online sah sich genötigt, die Nachricht mittels Erwähnung von allerlei Gerüchten über Putin zu relativieren:
“Der russische Präsident zeigt sich nur selten in der Öffentlichkeit, soll zurückgezogen in einem Bunker hausen. Manche Experten halten ihn für sowohl politisch als auch gesundheitlich angeschlagen, mutmaßen, er könnte früher oder später vor einem Sturz stehen.”