Meinung “Keinen Euro für den Krieg” – Ansätze einer neuen Friedensbewegung
Der Bauernaufstand in den Niederlanden könnte in ganz Europa unterstützt werden, nicht nur von Menschen aus der bäuerlichen Bevölkerung, sondern auch, wie in den Niederlanden, von der städtischen Basis. Und das ist ein sehr unangenehmer Weckruf für das Establishment: Aus dem Nichts, mit einem Fingerschnippen, entsteht eine Kraft, die zu einem politischen Erdbeben fähig ist. Der Boden ist bereitet – in ihm bilden sich innere Klüfte und die Lücken zwischen den Versprechungen der Politiker, den Erwartungen der Menschen und der realen Lage.
Zum Beispiel in Großbritannien. Dem Spiegel zufolge sinkt der Lebensstandard in Großbritannien so schnell wie seit 70 Jahren nicht mehr. Und, wie überraschend, nicht jedem gefällt, wie der von einem Haufen Konservativer gewählte Premierminister die Staatsgelder ausgibt. “Es wurde eine Aufstockung der Mittel um fünf Milliarden Pfund angekündigt, um unsere fantastischen Streitkräfte zu unterstützen, mit der Absicht, die Mittel im Laufe der Zeit noch weiter zu erhöhen”, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak.
Und das alles, weil die Welt gefährlicher geworden sei, so Sunak, und obwohl die britischen Streitkräfte bereits “fantastisch” seien. Andererseits ist es ein Zeichen von Lüge, wenn man seine Rede so ausschmückt. Möglicherweise tarnt die britische Regierung Militärhilfe für das Kiewer Regime unter dem Deckmantel der Ausgaben für die eigene Armee, um den Briten nicht immer wieder erklären zu müssen, wozu das nötig ist.
Fliegender Schrott für die Ukraine
In dieser Woche ging es bei dem ukrainischen Thema in Europa vor allem um zwei Dinge: Artilleriegeschosse des Kalibers 155 – eine Million davon werden benötigt, und die EU-Verteidigungsminister haben sich geeinigt, dafür zwei Milliarden Euro auszugeben – und Kampfjets. Dreizehn MiG-29 aus sowjetischer Produktion sollen von der Slowakei und zehn Maschinen sollen von Polen übergeben werden.
“Es sind die letzten Jahre ihres Einsatzes, was ihre technischen Fähigkeiten angeht, aber in den meisten Fällen sind sie noch in gutem Zustand. Buchstäblich in den nächsten Tagen übergeben wir der Ukraine vier Flugzeuge, wenn ich mich recht erinnere, in voll funktionsfähigem Zustand”, sagte der polnische Präsident Andrzej Duda.
Mit anderen Worten: Schrott, aber er fliegt noch. Auch in Kiew wurde die Qualität der Flugzeuge nicht gewürdigt, aber Grund zur Beschwerde gibt es nicht. Das gilt umso mehr, als die EU, wie schon bei den anti-russischen Sanktionen, bei den Waffenlieferungen an die Ukraine an die Grenzen ihrer verfügbaren Mittel stößt. Nicht nur materiell, sondern mancherorts auch politisch.
Analyse Die Spaltung Europas und die Frage von Friedensverhandlungen
In Spanien beispielsweise ist die sozialistische Regierung von Pedro Sánchez in der Frage der Bewaffnung der Ukraine deutlich gespalten, denn die Koalitionspartner von der ultralinken Podemos-Partei sagen, es sei genug. Einige im EU-Parlament geraten darüber natürlich in Panik. “Wenn es in Spanien Minister gibt, die auf der Straße gegen die NATO protestieren, und dann der NATO-Gipfel in Madrid stattfindet, bedeutet das, dass die spanische Regierung gegen den NATO-Gipfel protestiert, sorry, aber das ist verrückt. Das ist einfach verrückt. Die linke Podemos-Partei, die an der Regierung beteiligt ist, stimmt gegen ihre eigene Regierung, gegen weitere Unterstützung für die Ukraine, das ist die Situation in Madrid. Was ist das, sagen Sie es mir?!”, erregte sich Manfred Weber, der Fraktionschef der Konservativen im EU-Parlament.
Vielleicht ist bei Sánchez alles gar nicht so schlimm und Herr Weber drängt darauf, sich vor allem bei den jungen Europäern – den Balten und den Polen – zu rehabilitieren, denn sie waren es, die 2019 verhindert haben, dass er, ein Kritiker der osteuropäischen Demokratien, Präsident der EU-Kommission wurde, weshalb von der Leyen in Brüssel auftauchte. Nächstes Jahr kann er seinen Versuch wiederholen – er muss nur so viel wie möglich tun, um irgendwo in Warschau zu gefallen.
Andererseits gibt es Grund zur Sorge, denn Spanien übernimmt Mitte des Jahres die EU-Präsidentschaft. Es muss wie ein Fels in der Brandung stehen, aber es sieht nicht wie ein Fels aus. Außerdem sind dort im Dezember Parlamentswahlen, und es könnte sein, dass das Königreich genauso wie das niederländische Königreich erschüttert wird.
Aber das sind alles Ereignisse der zweiten Jahreshälfte. Nächsten Donnerstag findet ein EU-Gipfel statt. Ukraine, gemeinsame Gaseinkäufe, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie …
Bei dem Gipfel wird Bundeskanzler Scholz eine gute Gelegenheit haben zu bekräftigen, dass in Deutschland alles in Ordnung ist, aber dann muss man sich anhören, was die Deutschen darüber denken: Am 27. März sollte man besser nichts Wichtiges planen, denn dann wird das Land durch einen großen Streik gelähmt.
Übersetzt von Thomas Röper. Zuerst veröffentlicht am 19. März auf dem Medienportal Anti-Spiegel.
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