Die deutsche Juristin und Schriftstellerin Juli Zeh (48) und ihr gleichaltriger Kollege Simon Urban haben zum ersten Mal gemeinsam einen Roman verfasst. “Zwischen Welten”, in der Tradition des Briefromans geschrieben, greift formal die neuen Kurztextformate aus Messenger-Diensten wie WhatsApp und E-Mails auf. Inhaltlich dreht sich die Geschichte um politisch-ideologische Spaltungen in der Gesellschaft, wie sie sich von der Flüchtlingskrise bis zum Krieg in der Ukraine entzündet haben.
Es gibt auch ein relativ grosse Spannbreite: Sie reicht von Juli Zeh, Sahra Wagenknecht über Ulf Poschardt bis hin zu Andreas Rödder. Das ist noch nichts fest, aber die Vektoren zeigen alle in die gleich Richtung. 3/
— Oliver Nachtwey (@onachtwey) January 22, 2023
Die Spannung zwischen den beiden fiktiven Hauptfiguren wird bereits durch die denkbar unterschiedlichen Milieus erzeugt, in denen sie angesiedelt sind: Der eine, Stefan Jordan, ist Feuilletonchef einer großen Hamburger Wochenzeitung, die andere, Theresa Kallis, eine Öko-Bäuerin aus einem fiktiven brandenburgischen Dorf.
Juli Zeh ist in Bullerbü mit pupsenden Einhörnern aufgewachsen. Da gab es kein Solingen, Mölln, Lichtenhagen etc. pic.twitter.com/1zN0IGWzTw
— Carlo "Realism, Gedankenfetzen and Rants" Masala (@CarloMasala1) January 22, 2023
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) hat nun mit den beiden Autoren gesprochen, und seit Erscheinen des Interviews mit Zeh und Urban tobt der Sturm im Wasserglas, das heißt in der Twitter-Blase. Denn laut NZZ erscheint der Journalist Jordan – und dies zum Missfallen vieler offenkundig aktivistischer Kommentatoren – als “Inkarnation, wenn nicht sogar [als] die Karikatur der Political Correctness”, die reichlich unsympathisch dargestellt wird (als “größter Kotzbrocken in der neueren deutschen Literaturgeschichte”). Damit ist der Inhalt benannt, um den es im Roman geht. Oder wie Juli Zeh es ausdrückt:
“Wir wollten vor allem zeigen, wie die Kommunikationsverwerfungen entstehen, die wir ja wohl alle in unserer Gesellschaft beobachten: den hohen Meinungsdruck, die Polarisierung, die Notwendigkeit, darauf zu achten, was man sagt.”