Die Sanktionen gegen Russland funktionieren nicht wie erhofft. Das geben inzwischen auch die EU-Granden zu, wenn auch nur zähneknirschend und indirekt. Denn die EU-Sanktionen werden unterwandert, ein Großteil der Länder der Welt trägt sie nicht mit und sucht nach Möglichkeiten, sie zu umgehen. Das Eingeständnis der EU, durchaus verstanden zu haben, dass ihre Sanktionen ihre schädliche Wirkung vor allem innerhalb der EU statt in Russland entfalten, ist die Tatsache, dass sie nun Drittländern mit Sekundär-Sanktionen droht. Die EU-Kommission plant, Länder und Unternehmen in Drittstaaten, die sich nicht an die antirussischen Verbote der EU halten, ebenfalls zu sanktionieren. Bisher ging man auch in der EU noch davon aus, dass derartige Sekundär-Sanktionen gegen das Völkerrecht verstoßen.
Konkret droht nun der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Indien. Indien kauft große Mengen Rohöl aus Russland, verarbeitet es weiter und verkauft die raffinierten Produkte beispielsweise als Begehrte Treibstoffe Diesel und Benzin sogar an die Mitgliedsländer der EU weiter. Die EU-Kommission sieht ihr Reich dadurch gleich doppelt übervorteilt. Zum einen wird ihr Sanktions-Regime gegen Russland umgangen.
Denn wie aktuelle Zahlen zeigen, steigen die russischen Öl-Exporte sogar immer weiter, anstatt einzubrechen. Sie erreichten im April 2023 den höchsten Stand seit 2020. Gleichzeitig zeigen Daten aus dem April, dass der von der EU verhängte Ölpreisdeckel nicht funktioniert. Russisches Öl der Marke Urals wurde im Durchschnitt deutlich über der selbstherrlich diktierten Preisobergrenze von 60 US-Dollar je Fass verkauft. Schuld am Preisanstieg war unter anderem die angekündigte Förderkürzung der OPEC-Länder. Die OPEC sieht in diesem Versuch der Ölpreisdeckelung einen Verstoß gegen die Regeln des Welthandels. Die Mitgliedsländer der OPEC wehren sich gegen jedwedes externes Preisdiktat, da das im Zweifelsfall auch sie treffen könnte.