Das Video ist vom Sonntag, dem 25. Dezember. Die Refektoriumskirche, das älteste der original erhaltenen Gebetshäuser des berühmten Kiewer Höhlenklosters, ist voll mit Menschen. Für die Orthodoxen Russlands und der Ukraine ist dies ein ganz normaler Sonntagsgottesdienst, denn Weihnachten wird hier nach dem Julianischen Kalender gefeiert, zwei Wochen später als in Deutschland. Die Kirche ist aber noch aus einem anderen Grund brechend voll: Während die Gläubigen in das Vaterunser einstimmen, wissen sie bereits, dass dies ihr letzter Gottesdienst in diesem Heiligtum ist.
Wladimir Selenskij und die ihm unterstellten ukrainischen Behörden haben ihre Drohung wahr gemacht und den zum 31. Dezember 2022 auslaufenden Pachtvertrag, der der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) (seit 1990 selbstverwaltet, faktisch unabhängig und nur symbolisch-kanonisch dem Moskauer Patriarchat unterstellt) bislang die Nutzung ermöglichte, nicht verlängert. Ab dem 1. Januar 2023 dürfen die Kathedralen des Oberen Klosters, darunter die Refektoriumskirche und die Entschlafungskathedrale, von den Priestern der UOK nicht mehr genutzt werden. Letztere war erst vor 20 Jahren mit den Mitteln der Gläubigen dieser größten Konfession der Ukraine nach ihrer Sprengung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden.