Quelle: Sputnik © Stringer/RIA Nowosti Tatjana Andriez (Zweite von links) bei ihrer Verhaftung. In der Mitte die ebenfalls verhaftete Europaabgeordnete Tatjana Schdanok (13. Mai 2022)
Aus Lettland, das von den drei baltischen Staaten am weitesten auf dem Weg der Zerstörung sowjetischer und antifaschistischer Denkmäler und Symbole und der Diskriminierung und Repression der großen russischsprachigen Minderheit im Land vorangeschritten ist, wird ein neuer Fall politisch motivierter Strafverfolgung gegen eine russischstämmige Antifaschistin gemeldet.
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Tatjana Andriez, eine junge Aktivistin und Mitglied der Russischen Union Lettlands, wurde am Mittwoch in der lettischen Hauptstadt Riga von den Sonderdiensten festgenommen. Nachdem sie im August letzten Jahres bereits wegen der Verteilung regierungskritischer Flugblätter vor Gericht gestanden hatte, verließ sie im Herbst das Land, um ein Studium in Sankt Petersburg aufzunehmen. Anfang Februar kam sie für einen Ferienaufenthalt bei ihrer Familie zurück und wurde für den Morgen des 8. Februar von der Polizei zu einem “Gespräch” vorgeladen, um “die Ereignisse in der Nähe des Denkmals der Befreier zu erklären”.
Von dort kam sie jedoch nicht zurück und war für die Mutter telefonisch nicht mehr erreichbar. Am Nachmittag stellte sich heraus, dass das Mädchen aus einem unbekannten Grund 48 Stunden lang festgehalten werden soll. Die Wohnung ihrer Mutter wurde in der Nacht zum Donnerstag durchsucht.
Später wurde bekannt, dass Andriez verdächtigt wurde, den Telegram-Kanal Antifaschisten des Baltikums zu moderieren und zu verwalten, der wiederum “der Zusammenarbeit mit den russischen Geheimdiensten verdächtigt” wurde. Die Arbeit des Mädchens wird von dem genannten Kanal selbst bestritten.
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Am Donnerstag bestätigte eine Quelle, die Andriez und ihrer Familie nahesteht, dem Telegram-Kanal Readovka , dass inzwischen ein Gericht “rückwirkend” und ohne mündliche Anhörung die Entscheidung getroffen hat, sie für zwei Monate zu inhaftieren. Die Anwältin Imma Jansson, die den russischen Aktivisten Alexander Dubjago und den Journalisten Marat Kasem vor Gericht verteidigt (RT hat über seine Verhaftung berichtet), übernahm auch in Sachen Andriez das Verteidigungsmandat. Sie versuchte, die Freilassung der jungen Frau gegen Kaution zu erwirken, doch das Gericht hat diesen Antrag abgelehnt.
Andriez war für ihre prorussischen Ansichten bekannt und am 23. August in der Nähe des Denkmals für die sowjetischen Befreier von Riga im Zweiten Weltkrieg festgenommen worden, das trotz öffentlicher Proteste von den Behörden inzwischen abgerissen wurde. Der Abriss der Denkmäler für die Soldaten der Roten Armee und ihren Sieg über den Hitlerismus wird von den Antifaschisten im Land als Beweis dafür angesehen, dass die aktuelle lettische Regierung sich dem Geist und der Ideologie des deutschen Nazismus verschrieben hat und Hitlers Niederlage nachträglich betrauert. Die lettischen Behörden verfolgen jeden Protest gegen den Abriss der Denkmäler und die nazistischen Tendenzen im Land unter diversen Vorwänden, hauptsächlich als “Landesverrat”.
Das frühere Strafverfahren gegen Andriez hatte die Verteilung von Flugblättern am 9. Mai, dem traditionellen Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus, im letzten Jahr zum Gegenstand. In den Flugblättern hatte die Aktivistin gegen den bereits damals geplanten Abriss des Denkmals protestiert und zur Niederlegung von Blumen an den um dieses herum aufgestellten Bauzäunen aufgerufen.
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Andriez hatte auch an einer Kundgebung vor dem Rigaer Stadtrat teilgenommen, wo sie zusammen mit der damaligen Europaabgeordneten Tatjana Schdanok und dem Aktivisten Alexei Scharipow festgenommen worden war, weil sie ein Plakat mit der Forderung getragen hatten, das Denkmal der Befreier nicht abzureißen. Nicht nur der ukrainische Schriftsteller, Publizist und RT -Gastautor jüdischer Abstammung Lew Werschinin fühlt sich angesichts der Gründe für die Verhaftung der jungen Aktivistin an Sophie Scholl erinnert. Auf seinem Telegram-Kanal schreibt Werschinin unter der Überschrift “Reinkarnation”:
“Sie wurde am 9. Mai festgenommen, weil sie Flugblätter verteilt hatte, in denen zu Spenden für die Reparatur des Denkmals aufgerufen wurde …
Da ich bereits über Tanja geschrieben habe und sich seither nichts geändert hat, ist es angebracht zu fragen: Warum noch ein Post dazu? Ich antworte: nur wegen dieser drei Worte: ‘Verteilung von Flugblättern’. Für die Renovierung des Denkmals für die Kämpfer gegen den Nationalsozialismus …”
Und Werschinin illustriert dies mit einem Zusammenschnitt aus einem Film über Sophie Scholl.
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