Italien sollte auf russisches Gas verzichten, bevor Russland selbst beschließt, die Gaslieferungen an das Land einzustellen. Dies sagte der ehemalige Ministerpräsident und Vorsitzende der Partei Forza Italia, Silvio Berlusconi, in einem Interview mit der Zeitung Il Foglio. Auf eine entsprechende Frage antwortete er:
“Natürlich sollte eine solche Entscheidung unter der Bedingung getroffen werden, dass in der Zwischenzeit die Voraussetzungen für eine alternative Versorgung geschaffen werden, dass es Investitionen in erneuerbare Energiequellen gibt. Dass zumindest die Forschung im Bereich der sauberen Kernenergie wieder aufgenommen wird.”
Nach Ansicht des ehemaligen Ministerpräsidenten benötigt Italien auch Flüssigerdgas-Terminals und Müllverbrennungsanlagen. Berlusconi erklärte:
“Dann können wir die Abhängigkeit beenden, die uns offensichtliche Probleme bereitet.”
Berlusconi gab das Interview der Zeitung Il Foglio im Vorfeld der Parlamentswahlen, zu denen auch seine Partei Forza Italia antritt. Die Wahlen finden am 25. September statt.
Putin und Berlusconi hatten sich gegenseitig als Freunde bezeichnet. In einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere dell Sera im Jahr 2019 sagte der russische Präsident, sie seien “durch eine langjährige Freundschaft verbunden” und nannte Berlusconi “einen Politiker von Weltformat”. Der ehemalige italienische Ministerpräsident bezeichnete Putin im Herbst 2021 als die einzige herausragende Führungspersönlichkeit der heutigen internationalen politischen Szene.
Nach dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine zeigte sich Berlusconi jedoch enttäuscht über das Verhalten des russischen Präsidenten, den er immer für einen “Mann der Demokratie und des Friedens” gehalten habe. Der ehemalige italienische Ministerpräsident glaubt, dass er eine solche Entwicklung hätte verhindern können, wenn er an der Macht gewesen wäre. Nach dem Beginn der Feindseligkeiten in der Ukraine sagte Berlusconi, er habe Putin zweimal angerufen, aber keine Antwort erhalten.