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Studentin auf Pfingstfestival: Inflation und Konsumeinschränkung für den Profit der Reichen

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© Felicitas Rabe55. Festival der Jugend in Köln am 28. Mai 2023

Ein Interview mit Teilnehmern beim Festival der Jugend

Von Felicitas Rabe

Über Pfingsten organisierte die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) in Köln das 55. Festival der Jugend. Dabei wurde die SDAJ von verschiedenen ihrer Bündnispartner unterstützt: von Gewerkschaftsjugendstrukturen, wie zum Beispiel der DGB-Jugend Frankfurt, der Naturfreundejugend NRW, der Roten Hilfe, der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund), der Deutschen Friedensgesellschaft DFGVK und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Über drei Tage diskutierten dort junge Menschen über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie über politische Aktionen, und sie entwickelten ihre bundesweiten Kooperationsstrukturen weiter.

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Felicitas Rabe sprach auch mit der Festival-Teilnehmerin Julia B. aus Heidelberg über deren Eindrücke auf der dreitägigen Veranstaltung. Besonders beeindruckt sei sie davon, was die Jugendlichen des Vorbereitungs- und Veranstaltungsteams – neben Schule, Ausbildung und Studium – bei der Organisation des Festivals alles auf die Beine gestellt hätten, erklärte die Studentin. Und auf dieser Veranstaltung habe man Solidarität ganz praktisch erfahren können. Jugendliche könnten erleben, was sie jenseits von Konkurrenz und Profitstreben erreichen können, wenn sie zusammenarbeiten. Gefallen habe ihr auch die große Vielfalt des Festivalprogramms, wo es neben Workshops und Podiumsdiskussionen auch ein Kulturprogramm mit Lesungen und Konzerten gab.

Höhepunkt des Kulturangebots sei am Samstagabend der Auftritt der Hip-Hop-Band des Rappers LGoony gewesen. Zu den politischen Bildungsangeboten mit Workshops und Podiumsdiskussionen habe es auch vier Branchentreffen gegeben: Junge Menschen aus den vier Arbeitsbranchen Metall, Gesundheit, Soziales und Erziehung sowie Verkehrswesen und aus der Bildung aktive Schüler und Schülerinnen tauschten sich dabei über ihre jeweilige Situation in Betrieb und Schule aus.

Auf die Frage, was sie motiviert habe, das Festival zu besuchen, erläuterte Julia ihre persönlichen und politischen Anliegen. Zum einen sei sie bereits durch ihr persönliches Umfeld politisch sozialisiert worden. Darüber hinaus habe sie aber auch selbst schon als Schülerin wahrgenommen, dass es in der aktuellen Politik und Wirtschaft nicht um die Bedürfnisse der Menschen gehe, sondern um Profitvermehrung weniger Reicher. Und auch in der Schule sei es ihrer Wahrnehmung zufolge weniger um die Förderung individueller Fähigkeiten von Mitschülern gegangen, sondern um die Erziehung zur Konkurrenz und um Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt. Aufgrund ihrer politischen Sozialisation und aufgrund ihrer Bewertung der politischen Realitäten habe sie sich für sozialistische Ideen geöffnet.

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Besonders interessiere sie sich mittlerweile für Gewerkschaftsarbeit, für politisches Engagement in Betrieben und für Arbeitskämpfe. Diesbezüglich habe sie auf dem Festival an der Veranstaltung “Kampf gegen Preissteigerungen auch im Betrieb” teilgenommen. Es sei dabei um die Hintergründe der aktuellen Inflation gegangen. Also auch darum, wer von der aktuellen Inflationsentwicklung auf wessen Kosten profitiere: So hätten beispielsweise die Autokonzerne Mercedes, BMW und VW haben im ersten Halbjahr 2022 Profite von mehr als 40 Milliarden Euro gemacht. Die Inflation habe außerdem entgegen vielerlei Behauptungen schon lange vor der Eskalation des Krieges in der Ukraine begonnen.

Bei dem Workshop sei anhand vieler Beispiele berichtet worden, wie sich diese Inflation ganz konkret auf die Beschäftigten auswirke: Im Winter seien Heizungen teilweise sehr niedrig gestellt worden, gleichzeitig mussten nicht wenige Beschäftigte warme Arbeitsbekleidung selbst finanzieren. Im zweiten Teil des Workshops sei es darum gegangen, wie man in Betrieben Arbeitskämpfe und Aktionen organisieren kann. Dabei sei auch diskutiert worden,

“mit welchen Argumenten man den Lügen ‘Wir sitzen alle im selben Boot’ und ‘Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen’  entgegnen kann”, sagte Julia darüber.

Die Studentin interessiere sich außerdem für das Thema Klimakrise, zu dem es auch einige Workshops auf dem Festival gab. Dazu stellte Julia B. kritisch fest:

“Individuelle Konsumeinschränkung wird von bürgerlichen Kräften verbreitet und als einzige Lösung präsentiert.”

Auf diese Weise würde mit der Moral und Hilfsbereitschaft der Mehrheit der Menschen gespielt. Diese würden aufgefordert, nun jeweils individuell “gegen den Klimawandel” zum Beispiel auf Heizen und Duschen zu verzichten, ohne dass konkrete gesamtgesellschaftliche Lösungen ausgearbeitet würden.

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Die angebliche Lösung bestehe aktuell darin, an das Schuldbewusstsein des Individuums zu appellieren. Dabei seien die Probleme des Klimawandels im Kapitalismus ohnehin nicht zu lösen: Schließlich müsse sich bei diesem Wirtschaftssystem alles der Profitmaximierung der Eigner von Großkonzernen auf Kosten unserer Lebensgrundlagen unterordnen, erklärte die Festivalteilnehmerin.

Schließlich teilte die Studentin noch mit, dass ihr auf dem Festival der Austausch über die realen Probleme und Lebenswirklichkeiten junger Menschen mit Blick auf eine Analyse der Klassengesellschaft besonders wichtig sei. Damit würde quasi auch eine tiefergehende Ursachenforschung für die aktuellen Probleme angeboten, während die heutige Sozialdemokratie inzwischen solche Aufklärung längst nicht mehr betreiben würde: 

“Die Rolle der Sozialdemokratie besteht darin, die Arbeiterschaft in den herrschenden Diskurs einzubinden und Klassenwidersprüche zu verschleiern. Der Imperialismus ist darauf angewiesen, die Arbeiterschaft ruhig zu halten und mit einzubinden”, meint die Interviewpartnerin. 

Auch bei der “konzertierten Aktion”, bei der die Bundesregierung vordergründig zusammen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften  überlegt hätte, wie man die Krise für die Beschäftigten abmildern könne, sei es in Wirklichkeit darum gegangen, die Gewerkschaften in die Kriegs- und Krisenpolitik der Regierung einzubinden. In ihrer Schlussbemerkung resümierte Julia B. als Festivalbesucherin das Interview so:

“Veranstaltungen wie dieses Festival leisten in meinen Augen einen wichtigen Beitrag dabei, Jugendliche zu vernetzen, die gegen Ausbeutung und Krieg aktiv sind, oder aktiv werden wollen. Deshalb lautete auch das Motto des Festivals ‘Zeit für Widerstand’.”

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