Strom und Gas: Preise für private Verbraucher drastisch gestiegen
Diese Prognose ging zumindest aus einer Begleitanalyse des “Gebäudeenergiegesetzes” hervor, die vom Bundeswirtschaftsministerium zwischen Februar 2022 und März 2023 erstellt und im April veröffentlicht wurde. Geleitet wurde das Projekt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU).
Da es sich beim IFEU um eine einschlägige Einrichtung handelt, die noch dazu im Regierungsauftrag arbeitet, liegt die Vermutung nahe, dass die gelieferten Zahlen zu den erwünschten Aussagen passen – und auch im vorliegenden Fall entsprechend optimistisch ausgefallen sind.
Bei der bislang wenig beachtete Studie “Zukunft des deutschen Strommarktes” der Berliner Beratungsfirma e.venture, die die Grundlage für wirtschaftliche und nicht politische Entscheidungen anbietet, fällt diese Gefahr geringer aus. Ohne ausreichend Steuergeld fehlte es jedoch offenbar auch an der nötigen Aufmerksamkeit für die e.venture-Studie, obwohl ihre Erkenntnisse es in sich haben.
Sichere Stromversorgung “nicht gewährleistet”
Die Autoren untersuchten die Fragen, ob das “dekarbonisierte” Stromsystem, das die Bundesregierung anstrebt, in der Lage ist, den Strombedarf zu decken und was der Umbau zu diesem System voraussichtlich kosten wird. Für 2040, das Jahr, in dem die Transformation abgeschlossen sein soll, gehen die Autoren davon aus, dass der Strombedarf in Deutschland von 564 Terawattstunden auf 940 Terawattstunden angestiegen sein wird.
Grund dafür ist die ebenfalls von der Bundesregierung angestrebte Elektrifizierung der Industrie, der Heizungen und der Mobilität. Allein 310 Terawattstunden sollen demnach auf rund 10 Millionen Wärmepumpen, 35 Millionen Elektroautos und eine Elektrolyseur-Kapazität von 70 Gigawatt für die Wasserstofferzeugung fallen.
Nach diesen Zahlen müsste die installierte Kapazität der erneuerbaren Energien von aktuell 130 Gigawatt auf 570 Gigawatt steigen, also mehr als vervierfacht werden, folgt für die Autoren. Doch auch wenn ein solcher starker Ausbau von Windkraftwerken und Fotovoltaikanlagen erfolgen würde, wäre eine “bedarfsgerechte, sichere Stromversorgung” laut der Studie “nicht gewährleistet”.
Der Grund ist schlicht, dass in einem vom Wetter abhängigen Stromsystem “zu keiner Stunde” eine genaue Deckung des Bedarfes gegeben ist. Entweder kommt es zu Überschüssen oder zu Defiziten. Für das Jahr 2024 gehen die Autoren von einem Jahresdefizit von 5.000 Stunden aus, also insgesamt über 200 Tage.
Kosten der Transformation immens
Durch sogenannte “Flexibilitäten” ließe sich die Zeit des Defizits verringern. Doch selbst wenn die Potenziale dieser Flexibilitäten vollständig genützt würden, blieben am Ende immer noch 3.600 Stunden Stromdefizit, 150 Tage im Jahr, an denen entweder Strom aus dem Ausland eingekauft oder mithilfe wasserstoffbetriebener Gaskraftwerke beziehungsweise Erdgaskraftwerke mit CO2-Abscheidung erzeugt werden müsste. Selbst wenn man den Ausbau mit erneuerbaren Energien noch weiter treiben würde, könnte das diesen Umstand “nicht in signifikanten Umfang” ändern, so die Autoren.
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Um den berechneten Strombedarf aber zu decken, bräuchte es zuallererst Investitionen in Höhe von über 800 Milliarden Euro. Rund 400 Milliarden Euro würden auf den Ausbau von Windkraftwerken und Fotovoltaikanlagen fallen, 135 Milliarden Euro auf den Ausbau von Gaskraftwerken und Speichern sowie circa 250 Milliarden Euro auf den Ausbau der Infrastruktur des Stromnetzes.
Davon, dass das “dekarbonisierte” Stromsystem für günstige Strompreise sorgen wird, kann somit schon aufgrund der gigantischen Investitionen keine Rede sein. Für das Jahr 2040 gehen die Autoren der Studie davon aus, dass der Jahresdurchschnitt bei 120 Euro pro Megawattstunde liegen wird. In 2020 lag der Großhandelspreis für eine Megawattstunde noch bei 30,47 Euro.
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