Bericht: USA drängen Golfstaaten zur Einstellung der Investitionen in Syrien
Sich darüber zu beschweren, ruft beim Hegemon lediglich Schulterzucken hervor. Anfang des Jahres forderte das chinesische Außenministerium das Imperium der Plünderer dazu auf, den Syrern und der “internationalen Gemeinschaft” umfassende Auskünfte über den Diebstahl von syrischem Öl zu geben. Diese Aufforderung stand im Zusammenhang mit einem Konvoi von 53 Tanklastwagen, die Anfang 2023 gestohlenes syrisches Öl zu US-Militärstützpunkten im irakischen Kurdistan transportierten. Damals hatte Damaskus bereits offengelegt, dass mehr als 80 Prozent der täglichen Ölproduktion Syriens von den USA und ihren “demokratischen” Stellvertreterkräften gestohlen und außer Landes geschmuggelt wurden – und das allein in der ersten Hälfte des Jahres 2022.
Syriens ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, Botschafter Bassam al-Sabbagh, hat wiederholt angeprangert, dass durch den “Diebstahl von Ressourcen, Öl, Gas und Weizen” durch die USA, Millionen Syrer in den Zustand einer Energie- und Ernährungsunsicherheit gebracht wurden und einen großen Teil der Bevölkerung in den Status von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen versetzt hat.
Ohne die Vertreibung der westlichen Plünderer sind die Aussichten für einen Wiederaufbau Syriens gering. Dies muss durch eine konzertierte Zusammenarbeit zwischen den russischen Streitkräften, der syrisch-arabischen Armee und den Quds-Truppeneinheiten der iranischen Revolutionsgarde geschehen. Damaskus kann das allein nicht stemmen. Die Iraner greifen die US-Amerikaner über ihre Milizen zwar regelmäßig an, doch die Ergebnisse daraus sind marginal. Um das Imperium zu vertreiben, gibt es keinen anderen Weg, als den Preis für den Diebstahl syrischen Öls unerträglich zu machen und hohe Verluste unter den US-Soldaten zu verursachen. Das ist die einzige Sprache, die in den USA verstanden wird.
Dann ist da noch der Sultan vom Bosporus. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan setzt alles daran, den Eindruck zu vermitteln, dass sich die Beziehungen Ankaras zu Moskau ständig weiterentwickeln, und hofft, dass sein Amtskollege Wladimir Putin im August die Türkei besuchen wird. Das ist jedoch eher unwahrscheinlich. Wenn es um Syrien geht, mauert Erdoğan. Die russische Luftwaffe übt unterdessen weiterhin Druck auf Ankara aus und bombardiert ihre stellvertretenden Terrorbanden salafistischer Dschihadisten in Idlib, allerdings nicht so intensiv wie zwischen 2015 und 2020.
Das wiedergeborene Palmyra
Trotz all der düsteren Stimmung geschah am 23. Juli etwas fast Magisches. Sechs Jahre nach der Befreiung von Palmyra – der legendären Oase entlang der antiken Seidenstraße – und nach der Überwindung aller nur erdenklicher bürokratischen Hürden, hat die Restaurierung dieser Perle in der Wüste endlich begonnen.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, fand einen Weg, dieses Ereignis mit einem passenden Vergleich mit der Ukraine zu feiern:
“Im Kampf gegen Denkmäler für gefallene sowjetische Soldaten, sind die Ukrofaschisten die besten. Es ist sinnlos, an das Gewissen oder die historische Erinnerung des gegenwärtigen Kiewer Regimes zu appellieren – es gibt keines. Nachdem die Ziele der russischen Militäroperation erreicht sind, werden alle zerstörten Denkmäler in der Ukraine wieder errichtet. In Russland gibt es Spezialisten für Restaurierungen nach einem Krieg. Ein Beispiel für ihre selbstlose Arbeit und Professionalität ist die Wiederherstellung von Palmyra in Syrien.”
Russische Spezialisten haben die antike Quelle von Efka ausgegraben, die seit der Bronzezeit zur Bewässerung der Gärten von Palmyra diente, und diese neu angelegt. Es gelang ihnen auch, den zwölf Kilometer von der Stadt entfernten römischen Aquädukt zu finden, der einst Palmyra mit Trinkwasser versorgte. Die Römer hatten damals einen Tunnel gegraben, der im Durchmesser fast der Größe eines erwachsenen Menschen entsprach. Er wurde nahezu unversehrt aufgefunden.
Assad: Bemühungen, Syrien in einen “Zustand des Terrors” zu versetzen, sind im Gange
Als die Franzosen im 20. Jahrhundert das Hotel Meridien in Palmyra errichteten, blockierten sie den Aquädukt, sodass kein Wasser mehr fließen konnte. Russische Archäologen machten sich zwar umgehend an die Arbeit und legten den Aquädukt wieder frei, doch das Problem ist, dass die Franzosen diese Trinkwasserquelle komplett ruiniert haben: Der Aquädukt ist völlig ausgetrocknet.
Für Palmyra ist die Restaurierung des legendären Theaters noch vor Ende 2023 geplant. Die Restaurierung des vom IS mit Dynamit gesprengten Triumphbogen wird zwei Jahre dauern. Der Tempel des Bēl aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. und andere historische Bauten sollen ebenfalls restauriert werden, während bereits nach Finanzquellen dafür gesucht wird. Vielleicht sollte jemand bei der New Development Bank in Shanghai anrufen.
Natürlich ist die Wiederherstellung Syriens als Ganzes eine enorme Herausforderung. Man könnte damit beginnen, es syrischen Unternehmen zu erleichtern und ihnen die Steuern zu erlassen. Russland und China könnten helfen, indem sie eine Struktur für den Import syrischer Produkte mit einheitlicher Qualitätskontrolle für den Verkauf auf ihren Märkten einrichten und so die bürokratische Belastung für den durchschnittlichen syrischen Produzenten und Händler verringern, während Russland zudem syrische Produkte gegen Weizen und Landmaschinen eintauschen könnte.
Lösungen sind möglich und der Wiederaufbau Syriens steht bevor. Die Solidarität der globalen Mehrheit mit Syrien sollte stark genug sein, um das Imperium des Chaos, der Plünderung und der Lügen endgültig zu beenden.
Dieser Text erschien in englischer Sprache bei The Cradle.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt “Raging Twenties” (Die wütenden Zwanziger). Man kann ihm auf Telegram und auf Twitter folgen.
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