Israel-Staatsräson: Luisa Neubauer distanziert sich nach medial-politischem Drängen von Greta
In früheren Jahrzehnten hätte man sich, um eine Person, die gerade erst weithin sichtbar wird, anzugreifen, darauf beschränken müssen, sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie auf dieser Kundgebung gesagt hat. Aber so, wie bei Greta Thunberg die private Person mit all ihren Neurosen instrumentalisiert wurde, um die öffentliche Person zu schaffen, wird andererseits bei Rachdan die private Person zum Hilfsmittel, um die öffentliche Person zu demontieren.
Unabhängig vom absurden moralischen Rigorismus, der sich darin verbirgt, wird auf diese Weise schon die Entstehung echter Helden unmöglich. Die nämlich stehen immer im Widerspruch zu irgendeinem Aspekt des Bestehenden, werden, ob nun Robin Hood oder Martin Luther, durch Kühnheit an einem Punkt zum Helden, nicht durch vollständige moralische Unanfechtbarkeit. Fragt sich irgendjemand, ob Luke Skywalker auch seinen Müll immer ordentlich trennt?
Die SZ -Autorin bleibt in der falschen Heldengeschichte gefangen, deren Mechanismus sie nicht versteht und deren Künstlichkeit sie nicht erkennt, macht sich gewissermaßen zum Hagen dieser Sage. Für die reale Greta Thunberg jedoch, die es neben der künstlichen Klimaschutzmadonna auch noch gibt, könnte das eine Chance werden, hinter der Kunstfigur hervorzutreten.
Irgendwann, wenn sie sich etwas gründlicher mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigt hat, begreift vielleicht auch die SZ -Volontärin, wer Leila Khaled ist und warum es nichts, wirklich gar nichts mit Antisemitismus zu tun hat, in ihr eine Heldin zu sehen.
Wenn sie, wenn wir alle Glück haben, kann sie sogar noch verstehen, dass all die Verve, mit der sie meint, die israelischen Verbrechen in Gaza verteidigen zu müssen, nicht einmal den Menschen in Israel nützt. Denn nur ein Land, das mit seinen Nachbarn friedlich zusammenleben kann, hat eine Zukunft. Es mag bequem sein, und auch karriereförderlich, das zu denken, was vorgegeben wird; aber es leistet keinen Beitrag dazu, die Welt besser zu machen.
Thunberg jedenfalls könnte als Ex-Heldin endlich etwas Autonomie erfahren. Ob deutsche Medienvertreter den Genozid in Gaza als solchen erkennen oder nicht, wird auf die Reaktion der Welt keinen Einfluss haben, und auch Leila Khaled wird bleiben, wer sie ist. Und vielleicht, nur vielleicht, kommt auch wieder ein Tag, an dem deutsche Redaktionsstuben nicht mehr von Untertanengeist in der Buchhalterversion beherrscht werden.
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