Quelle: AFP © Joe Klamar Das Logo der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) am Hauptsitz in Wien am 3. Juni 2023.
Von Dr. Karin Kneissl
Vorab die wesentlichen Ergebnisse dieses “physischen” Treffens der 13 Erdölminister des Ministerrats der OPEC-plus, allen voran Saudi-Arabien, einschließlich ihrer zehn Kollegen aus den Nicht-OPEC-Staaten, darunter auch Russland:
Anstelle einer Videokonferenz trafen sich die 23 Staatenvertreter wieder persönlich am Sitz des OPEC-Sekretariats in Wien. Diese Ministertreffen sind ein Fixpunkt im Kalender von Redaktionen der Medien. Doch explizit ausgeladen und unerwünscht waren dieses Mal die Vertreter von Reuters , Bloomberg und vom Wall Street Journal .
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Eine Begründung hierfür gab es keine, aber der saudische Erdölminister Prinz Abdel Aziz Bin Salman hatte vor einigen Monaten bei einer OPEC-Pressekonferenz öffentlich seinen Unmut über deren Berichterstattung kundgetan. Das Streuen von Gerüchten, das Vermuten und Spekulieren halte er für keine seriöse Berichterstattung. Die Akkreditierung von Reportern sei immer noch das Recht der Organisation und kein unmittelbarer Rechtsanspruch. Die Journalisten von Reuters &; Bloomberg warteten also mit ihren Kameras auf den Trottoirs von Wien, wie immer schon.
Drinnen wurde an den technischen Parametern für die Quoten getüftelt. Einige Mitglieder, so Angola und Nigeria, erreichen aufgrund fehlender Investition in ihre Infrastruktur schon seit geraumer Zeit nicht mehr die angestrebten Produktionszahlen. Die Vereinigten Arabischen Emirate konnten nun zulasten dieser OPEC-Partner ihre Quote erhöhen. Im April hatte eine Reduktion der OPEC-Produktion um 1,2 Millionen Fass pro Tag für große Aufregung auf den Märkten gesorgt. Nunmehr wurde die offizielle Gesamtproduktion auf 40,46 Millionen Fass pro Tag gekürzt. Nun wenige Stunden nach der offiziellen Bekanntgabe verkündete Saudi-Arabien eine zusätzliche freiwillige Reduktion um eine Million Fass pro Tag ab 1. Juli, also pünktlich zur sogenannten “driving season”, wenn sich Urlauber in der nordwestlichen Hemisphäre auf Reisen begeben.
Was sind die Folgen?
Volatilität ist die “Konstante” des Erdölmarkts, spätestens seit dem Herbst des Jahres 1973. Die Preisskala der letzten drei Jahre schlug ebenso in alle Richtungen aus. Dass sich Rezessionen in vielen wichtigen Staaten anbahnen, liegt auf der Hand. Die deutsche Volkswirtschaft ist nur ein Fall. Für die USA wird es nun schwieriger, die sogenannte Strategic Petroleum Reserve (SPR) wieder zu befüllen. Die Regierung Biden hatte seit Oktober 2021 diese Reserven immer wieder geöffnet, um den US-Markt mit billigerem Erdöl zu fluten. Die Regierung verletzte damit sogar die Rechtsgrundlage für diese SPR, da diese nur bei gefährdeter Energieversorgung zu öffnen ist, nicht aber um den Preis zu drücken.
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Wie angespannt die Beziehungen zwischen Washington und Riad sind, zeigt auch diese Entscheidung in Riad. Denn viele haben dort nicht vergessen, dass Biden das Land als “pariah state” – also Pariastaat, landläufig Schurkenstaat – bezeichnet hatte.
Die Preise werden sich in den kommenden Wochen stark bewegen. Im Falle anhaltender oder gar ausgedehnter Kriegshandlungen wird die Nachfrage nach Erdöl ungebrochen sein und auch noch ansteigen. Gehandelt wird dieses Erdöl aber zunehmend in anderen Währungen als in US-Dollar.
Zugleich galoppiert die Inflation aufgrund aufgeblasener Geldmengen davon. In solchen Zeiten ist es für rohstoffreiche Staaten immer ratsam, seine wesentlichen Bodenschätze besser unter der Erdoberfläche zu lassen als sie an die Inflation zu verlieren. Die OPEC kann aus ihren Erfahrungen in den 1970er Jahren ein Lied singen.
Wie oft wurde die OPEC seither totgesagt? Fast im Jahresrhythmus war dies der Fall. Doch der alte Spruch, dass Totgesagte länger leben, gilt auch ganz besonders für den Erdölmarkt.
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