© Screenshot: Webseite Tagesschau Michael Stempfle, ehemaliger Korrespondent für den SWR im ARD-Hauptstadtstudio.
Von Bernhard Loyen
Michael Stempfle hat anscheinend alles richtig gemacht, um den nächsten Schritt auf seiner Karriereleiter zu tätigen. Seit 2014 war er Korrespondent bei der ARD . Sein öffentlich-rechtlicher Arbeitgeber war der Südwestrundfunk (SWR ). Stempfle gilt als “Fachmann für Terrorismus und Extremismus”. Dies bestätigte er nachdrücklich in einem Kommentar im Dezember 2021. Politische Corona-Maßnahmenvorgaben aus Berlin mussten wohl verteidigt werden und diesbezüglich kritische Bürger den ARD -Zuschauern in ihrer Gefährlichkeit vermittelt werden. So lautete die Darlegung seines Kommentars mit der Überschrift: “Corona-Impfungen – Die Stärke der Mehrheit”:
“Die Mehrheit der Bevölkerung hat längst begriffen, dass es sich bei den radikalisierten Impfgegnern um Verfassungsfeinde handelt, die den demokratischen Staat ablehnen und für rationale Argumente nicht mehr empfänglich sind. Wie bei anderen Extremisten auch will sich die Mehrheit der Bürger auf den Rechtsstaat verlassen können, sobald Verfassungsfeinde Straftaten planen oder begehen.”
Am 23. Januar 2023 bestätigte das Bundesministerium für Verteidigung (BMVg) die offizielle Ernennung ihres neuen Sprechers. Es handelt sich um den zuverlässigen und vehementen Verteidiger der zurückliegenden Bundespolitik, Michael Stempfle. So hieß es in der Pressemitteilung:
“Der ARD-Journalist Michael Stempfle wird neuer Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung und Leiter des Stabes Informationsarbeit. Stempfle war bislang als Korrespondent für den SWR im ARD-Hauptstadtstudio tätig und hat sich vor allem zu Themen der Inneren Sicherheit einen Namen gemacht.”
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Der Wechsel von Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien auf die Seite der Politik hat Tradition. Bekannteste Rochade ist sicherlich die im Jahre 2010 erfolgte Ernennung des langjährigen ZDF -Nachrichtensprechers Steffen Seibert zum Regierungssprecher von Angela Merkel. Der Deutschlandfunk kommentierte diesbezüglich im Ernennungsjahr von Seibert:
“Dieser Seitenwechsel vom prominenten Fernsehjournalisten zum Chef des Bundespresseamtes hat Aufsehen erregt und Kritik hervorgerufen. Tenor: Hier zeige sich einmal mehr die enge, wenn nicht gar bedenkliche Verflechtung von Politik und Medien.”
Bis in das Jahr 2023 hat sich diesbezüglich wenig geändert. Der aktuelle Regierungssprecher und damit Nachfolger von Steffen Seibert, Steffen Hebestreit, war zuvor kommentierender Journalist unter anderem bei der Frankfurter Rundschau (FR ). Ab dem Jahr 2006 war er Hauptstadt-Korrespondent der FR in Berlin und schrieb zusätzlich Artikel für die Berliner Zeitung , den Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung . Henner Hebestreit, Bruder des aktuellen Regierungssprechers, ist wiederum aktiver Mitarbeiter beim ZDF . Der ehemalige Sprecher der Ex-Verteidigungsministerinnen Ursula von der Leyen (CDU) und Christine Lambrecht (SPD) war ein Christian Thiels. Thiels arbeitete zuvor rund zwanzig Jahre für die ARD , unter anderem als Hauptstadtkorrespondent. Von 2014 bis 2018 war er Chef vom Dienst der Tagesthemen.
Er freue sich auf die neue Herausforderung beim BMVg, einer “Zusammenarbeit mit Boris Pistorius und die vielen neuen Kolleginnen und Kollegen”, so Stempfle am 23. Januar in einem Twitter-Beitrag. “An großen Themen und Aufgaben” werde es “nicht fehlen”. Sein Gruß und Dank an “den SWR und die ARD für großartige Jahre” erfolgte natürlich im Rahmen eines Abschlusskommentars. Taktisch nicht wirklich bedacht, erfolgte jedoch eine triefende Lobeshymne an seinen zukünftigen Arbeitgeber, den frisch gekürten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). So heißt es wörtlich:
“Neuer Verteidigungsminister Pistorius: Ein Vollblutpolitiker, der anpackt. Wer sich mit dem designierten Verteidigungsminister Pistorius anlegt, sollte mit schlagkräftiger Gegenwehr rechnen.”
Interessierte Ex-Kollegen müssen also bei kommenden kritischen Fragen erst mal an Michael “schlagkräftiger Gegenwehr” Stempfle vorbei? Der Welt -Chefreporter und Ressortleiter Tim Röhn fragte daher vollkommen berechtigt:
“Lieber Herr Stempfle, war der Jobwechsel zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes schon klar? Falls nicht, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Gespräche über ein Engagement beim BMVg stattgefunden?”
Das Online-Medienmagazin DWDL wollte ebenfalls diesbezüglich Genaueres erfahren und informiert in einem Artikel, dass “Stempfle am Montagabend klarstellte, dass die Gespräche über seinen Seitenwechsel erst nach der Veröffentlichung seines Artikels geführt wurden”. Stempfles Antwort lautete demnach:
“Das Gespräch mit Minister Pistorius war Donnerstagabend (zwei Tage nach dem Artikel). Die Entscheidung ist Samstagabend (21.01.) gefallen (…) Es gab keinen Kontakt mit dem Verteidigungsministerium zu einer möglichen Stelle vor Veröffentlichung meines Kommentars.”
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Zugleich würde jedoch der frisch gekürte Sprecher des BMVg laut DWDL -Artikel “einräumen”, dass der nachweisliche Zeitraum “natürlich sehr knapp” gewesen sei. “Aufgrund der aktuellen Entwicklungen”, der Ernennung von Pistorius, sei es für ihn “wichtig, möglichst von Anfang an dabei zu sein”. Er habe daher am Montag, dem 23. Januar, sofort seine “Kündigung beim SWR eingereicht.” Der neue Bundesverteidigungsminister sei “selbstbewusst, ehrgeizig – er selbst wird sich das zutrauen”, schrieb der ambitionierte Stempfle in seinem wohlwollenden ARD -Kommentar vom 17. Januar zur Personalie Borius Pistorius.
“Alles richtig gemacht” wird sich der neue Arbeitgeber beim Studium des Artikels gedacht haben. In der Pressemitteilung des BMVG heißt es daher:
“Verteidigungsminister Pistorius: ‘Ich freue mich, dass wir mit Michael Stempfle einen in Berlin gut vernetzten Medienprofi mit viel Erfahrung für die anspruchsvolle Aufgabe haben gewinnen können'”.
Stempfle war damit die bewusste Entscheidung seitens der Bundesregierung für diesen wichtigen Posten. Loyal, bissig und forciert in der Wortwahl. Die Bürger des Landes, ob Journalisten oder auch Demonstranten, sollten die kommenden Entscheidungen aus dem Bundesministerium für Verteidigung genau betrachten. Es könnten sich Proteste zu weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine ankündigen. Es müsste die Ausbildung ukrainischer Kräfte in Deutschland seitens des BMVG weiter “verteidigt” werden.
Die politischen Zeichen und Äußerungen aus Berlin in Bezug auf Außenpolitik und Verteidigung wirken mehr als bedenklich für viele Menschen im Land, da sie aktuell nicht auf Frieden, sondern rein auf Angriff, also Krieg im Inneren wie Äußeren, abzielen.
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