Als Sachar Prilepin allen, die beim Absturz des Il-76 über dem Gebiet Belgorod ums Leben kamen – darunter auch den von den eigenen Landsleuten ermordeten ukrainischen Kriegsgefangenen –, gewünscht hat, sie mögen ins “Himmelreich” einkehren, rief dies gemischte Reaktionen unter seinen Lesern hervor. Einige empörten sich: Warum sollte man dies den Feinden wünschen ‒ sprechen wir doch vom “Himmelreich” dann, wenn wir der Seele eines Menschen wünschen, ins Paradies einzukehren ‒, zumal es unter den Ukrainern an Bord auch ehemalige Asow-Kämpfer, also überzeugte Nationalisten, gab?
Meiner Ansicht nach betreiben ganz andere Kräfte die Verteilung der Seelen auf unterschiedliche Segmente des Jenseits, und wir können kaum ihre Entscheidungen beeinflussen. Streitereien darüber sind fehl am Platz. Doch ein gefallener Mensch gehört der Ewigkeit an, und eine Berührung zur Ewigkeit gibt uns Anlass, sich über augenblickliche Erwägungen zu erheben. Einem Toten ist es gleich, für wen wir ihn halten. Doch wir selbst offenbaren uns im vollen Maße, mit all unseren Schwächen, Irrtümern und Vorurteilen.
In solchen Momenten scheint es, dass einige unserer Patrioten in Angelegenheiten der eigenen und fremden bürgerlichen Position an so etwas wie die protestantische Prädestinationslehre glauben. Ihrer Meinung nach gebe es keine Zufälle bei der Wahl einer Seite. Wir seien klug, gut, gerecht und deswegen für die Unsrigen. Und wer sich auf der Seite des Feindes wiederfand, muss irgendeinen ursprünglichen Makel gehabt haben, der ihn gezwungen habe, sich für das Böse zu entscheiden.