Aktivisten der “Letzten Generation” strapazieren seit Mitte September erneut die Nerven der Berliner Bevölkerung. Die Diplom-Psychologin Maria-Christina Nimmerfroh arbeitet hauptberuflich an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Bereits zu Jahresbeginn gab sie Interviews zu ihren Erfahrungen als Undercover-Akteurin bei der “Letzten Generation”. Nun schilderte sie der Berliner Zeitung ihre persönlichen Erkenntnisse im Verlauf ihrer Anwesenheit im Kreis unterschiedlicher Ebenen der Aktivistengruppe (Bezahlschranke).
Den “Weg der verdeckten Beobachtung” wählte die Psychologin, um so genauer zu erfahren, wie Menschen dazu gebracht werden, “auch hohe persönliche Risiken auf sich zu nehmen” wie etwa einen möglichen Gefängnisaufenthalt. Die generelle Motivation wäre eindeutig zu benennen:
“Eine gemeinsame Überzeugung, dass es draußen Feinde gibt – die Politik, die Reichen, die Konzerne und die Polizei.”
Nimmerfroh realisierte dabei jedoch recht zügig, dass vielen Aktivisten die im Hintergrund straff organisiert agierende Kerngruppe wenig bekannt, bewusst und von Interesse ist. Kritische Fragen, auch bezüglich individueller möglicher Partizipationsmöglichkeiten, würden wenig bis gar nicht gestellt:
“Der Kenntnisstand der Personen innerhalb der Letzten Generation unterscheidet sich sehr stark: Über Finanzierung, hauptamtliche Stellen und den Wechsel der Forderungen und inhaltlichen Schwerpunkte. Die Personen, die vor Ort aktiv sind, wissen darüber oft wenig. Ich bin nicht richtig dahinter gestiegen, warum das so ist.”
Für ihre Recherchen hat die Psychologin ihr zur Verfügung gestellte interne Dokumente und Sitzungen analysiert und sich “viele von den Infocalls und Fragerunden” genauer angesehen, um festzustellen:
“Mir kam das merkwürdig vor. Wie kann man so hohe Risiken für die Organisation eingehen und gar nicht wirklich wissen, woher das Geld kommt und wie die Entscheidungen fallen?”