Analyse Rebellion gegen den Westen: Warum der Putsch in Niger gewaltige Machtverschiebungen hervorbringt
Plan B nach der Kappung des russischen Gases bestand also darin, diese Atomkraftwerke wieder ans Netz zu bringen. Frankreich muss jetzt allerdings auf das Uran aus Niger verzichten. Aber das sollte kein Problem sein, oder? Denn Frankreich hat andere Lieferanten, beispielsweise Kasachstan und Usbekistan. Aber wer kontrolliert weitgehend die Transportwege dieser Lieferungen nach Europa? Der staatliche russische Atomkonzern Rosatom. Das lässt Paris nicht wirklich viel Spielraum übrig.
“Ich möchte es klar sagen: Frankreich ist für den Betrieb seiner Kernenergie-Infrastruktur nicht von Russland abhängig”, sagte vergangenes Jahr die französische Ministerin für Energiewende, Agnès Pannier-Runacher. Das lag daran, dass es damals immer noch Niger gab. Und was jetzt?
Zwischen all diesen egoistischen ausländischen Interessen geht der Wille der Bürger Nigers verloren. Die Leidenschaft, die Frankreich und der Westen für die Wiedereinsetzung des ehemaligen Präsidenten an den Tag gelegt haben, lässt darauf schließen, dass er angemessen auf ihre Bedürfnisse eingegangen ist. Der Andrang der Bürger Nigers auf den Straßen Nigers deutet jedoch darauf hin, dass er sich nicht angemessen um ihre Bedürfnisse gekümmert hat.
Ministerin Colonna deutete an, dass die Situation von Russland ausgenutzt werde, aber wessen Schuld ist das? Die langjährige militärische Omnipräsenz Frankreichs und seine Beziehungen zu Staatsoberhäuptern in der afrikanischen Sahelzone, haben bereits dazu geführt, dass Frankreich aus der Region vertrieben wurde, wodurch ein Vakuum für neue potenzielle Partnerschaften geschaffen wurde, insbesondere mit Nationen, die nicht nur als Trojanisches Pferd für US-Interessen dienen, wie es bei Frankreich der Fall ist.
Wenn es um den Konflikt in der Ukraine geht, stellt Macron die Interessen der Ukrainer in den Mittelpunkt. Doch nachdem es in Niger zu Unruhen gekommen war, drehte sich plötzlich alles um französische Interessen. Macron sagte den leisen Teil ausnahmsweise mal laut. Vielleicht weil Washington ihn zu dem Thema, das für Europa von größerer strategischer Bedeutung als für die USA ist, ohne Argumente im Regen hat stehen lassen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die italienische Premierministerin Giorgia Meloni Frankreich auf der Weltbühne anprangerte und die kolonialen Interessen des Landes in all ihrer Pracht bloßstellte. Als sie 2019 in der Opposition war, bezeichnete Meloni den französischen Franc der “Finanzgemeinschaft Afrikas” – eine umstrittene Währung, die in 14 afrikanischen Ländern verwendet wird, an den Euro gekoppelt ist und in Frankreich gedruckt wird – als “Kolonialwährung”, durch den Frankreich einen Münzprägegewinn erwirtschaftet und damit die Ressourcen dieser Nationen ausbeutet.
Wie auch immer Macron versuchen mag, seine Aktionen und Frustrationen als “Verteidigung der Demokratie” darzustellen: Wenn es um Afrika geht, steht Frankreich zum jetzigen Zeitpunkt auf der Weltbühne, während seine Interessen für alle sichtbar, aus seinen hochwertigen Lacoste-Unterhosen hängen.
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