Quelle: Gettyimages.ru © picture alliance Matthias Maurer weiß als Astronaut ganz genau, wie es sich anfühlt, sich monatelang nur mit wenig Wasser zu waschen.
Wegen seinem Vorschlag, angesichts von Gasknappheit und steigenden Preisen zum Waschlappen zu greifen statt “dauernd” zu duschen, steht Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) derzeit heftig in der Kritik. Während die Linke solche Empfehlungen nur noch “zynisch” findet, und Wolfgang Kubicki (FDP) gar von einem “zivilisatorischen Rückschritt” spricht, gibt es aber auch Befürworter. So legte der Grüne Ministerpräsident mit seinem Rat letztlich den Grundstein für die “Waschlappen-Debatte” – in die sich nun auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer eingeschaltet hat.
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Was in Deutschland derzeit heiß diskutiert wird, war für den Astronauten von November 2021 bis Mai 2022 nämlich zwangsweise Normalität: Rund sechs Monate lang konnte der Saarländer auf der internationalen Raumstation (ISS) nicht duschen, und musste stattdessen ein seifehaltiges Tuch benutzen. Denn auf der ISS gibt es zwar viele moderne Forschungsplätze – aber eben keine Dusche. Dennoch sei die Körperhygiene in der Schwerelosigkeit recht entspannend gewesen, erklärte Maurer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa:
“Auf diesen Moment habe ich mich immer sehr gefreut, da ich dies als sehr erholend empfand.”
So gestaltet sich die tägliche Ganzkörperreinigung 400 Kilometer über der Erde für die Crew zwar etwas anders als zu Hause. Möglich sei sie Maurer zufolge aber trotzdem:
“Aufgrund der fehlenden Schwerkraft läuft das Wasser nicht nach unten, sondern benetzt den Körper mit einem dünnen Film.”
Dann greife man zur Seife oder einem seifehaltigen Tuch.
“Das ist so ähnlich wie mit einem Waschlappen.”
Den Wasserfilm würden die Astronauten anschließend mit einem Handtuch von der Haut reiben. “Die feuchte Luft wird von der Klimaanlage entfeuchtet, das Wasser gefiltert und destilliert und steht als Trinkwasser zur Verfügung”, erklärte der Saarländer weiter. Ganze 90 Prozent des Trink- und Duschwassers der ISS werden laut Maurer wiedergewonnen. Und:
“Dazu gehört auch Urin.”
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“Es gibt sehr viele Möglichkeiten, klimarelevante und knappe Ressourcen wie Wasser und Energie zu sparen”, erwiderte der Astronaut auf die Frage, was er von Kretschmanns Vorschlag halte, angesichts der derzeitigen Gasknappheit weniger zu duschen. Wobei er hinzufügte:
“Ob das durch den Griff zum Waschlappen erfolgt oder anders, ist eine individuelle Entscheidung. Wichtig ist, Verschwendung zu unterbinden.”
Auf seine erste Dusche auf der Erde hatte sich der Astronaut nach seinem sechsmonatigen ISS-Aufenthalt dennoch gefreut:
“Auf die erste Dusche hatte ich mich sehr gefreut, wurde aber massiv enttäuscht.”
Sein Gleichgewichtsorgan habe zwei Stunden nach der Landung noch sehr mit der Schwerkraft gekämpft, so Maurer. “Das Prasseln der Wassertropfen auf Kopf und Körper empfand ich fast schon als Überstimulierung.” Daraufhin habe er sich übergeben müssen – das einzige Mal während seines Weltraumabenteuers. “Danach ging es mir aber gleich besser”, schloss der 52-Jährige.
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