Analyse US-Strategie-Dokumente: Große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Eskalationslogik des Westens bereichert Rüstungsmagnaten
Denn wie fing damals alles an? Aus den anfänglichen, noch vor der russischen Sonderoperation gelieferten Stingern und Javelins wurden Haubitzen vom Typ M777, aus diesen dann HIMARS-Mehrfachraketenwerfer und jetzt ist schon die Rede von Panzern und Drohnen in vollem Gange. Erst kürzlich hatte eine Gruppe von 16 Senatoren das Weiße Haus und das Pentagon aufgefordert, ihre vorige Entscheidung zu überdenken und MQ-1C-Drohnen an die Ukraine zu liefern. Diese UAVs sind mit AGM-114 Hellfire-Raketen ausgestattet und können mehr als 24 Stunden in der Luft bleiben.
Kurzum: Da ist innerhalb von zehn Monaten in der ukrainischen Steppe ein zweites Afghanistan entstanden, welches in den USA riesige Finanzströme für die Lieferung konventioneller Waffen induziert. Doch wer sagt, dass alle anderen, die daran ebenso interessiert sind, den tatsächlichen Verteidigungshaushalt lukrativ zu erschließen, sich zurücklehnen und zusehen, wie andere diesen deftigen Schmaus genießen? Ein Schmaus übrigens, der sich in den letzten Jahren stetig der Marke von einer Billion US-Dollar nähert.
Gier macht’s möglich: Von konventioneller Eskalation zum Atomwettrüsten
USA drohen mit atomarem Erstschlag
Der Diskurs einer nuklearen Konfrontation mit Moskau, der so aufdringlich in den westlichen Medienraum geworfen wird, hat ebenfalls seine eigenen Nutznießer gefunden. Falken aus den beiden großen US-Parteien (da ist sie – die Macht des antirussischen Konsenses, bei dem der Verteidigungshaushalt immer im Hintergrund zu denken ist) drängen nun aktiv auf die Bereitstellung von 45 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines seegestützten Marschflugkörpers mit Nuklearsprengkopf (SLCM-N). Die Idee kursiert schon seit dem Kalten Krieg. Dann, viel später, interessierte sich Trump für den Lenkflugkörper. Und jetzt ist offenbar seine Stunde des Ruhms gekommen.
Die Besonderheit dieser Waffe besteht darin, dass seine Flugbahn nur schwer vom Radar zu erfassen ist. Kritiker auch innerhalb der USA befürchten, dass jeder Start einer solchen Waffe potenziell das Risiko eines nuklearen Konflikts erhöht, da die SLCM-N nicht von bestehenden Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträgen abgedeckt ist. Außerdem ähnelt die Rakete Waffen im aktiven Bestand der US-Marine, den Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk, was die Gefahr von Verwechslungen erhöht, die tödlich enden könnten. Indem sie dem Rest der Welt die russischen taktischen Waffen gleichsam als den Teufel an die Wand malen, tun die USA in der Tat ihr Bestes, um die Entwicklung solcher Waffen in Russland zu beschleunigen.
Zwar besteht wohl auch die Meinung, dass das Weiße Haus gegen das SLCM-N-Programm sei. Aber dies ist ein Sonderfall: Hier tritt jedwede persönliche Einstellung in den Hintergrund. Im Vordergrund steht die Logik der bereits durchgeführten Schritte.
Ein Wettrüsten ist leicht loszutreten. Es ist viel schwieriger, diejenigen aus dem Rennen zu führen, die bereits auf den Geschmack gekommen sind und ganz woanders hinsteuern, als zu Beginn vereinbart wurde. Die Ukraine ist hier erst der Anfang.
Übersetzt aus dem Russischen.
Valentin Bogdanow ist Leiter des Büros der russischen Mediaholding WGTRK in New York.
Source