USA schließen Lieferung von Abrams an die Ukraine aus technischen Gründen aus
Zuvor hatte der US-Militärexperte Peter Suciu in einem auf dem Portal 1945 veröffentlichten Kommentar den Panzer M1 Abrams unter den drei Waffensystemen genannt, die die USA niemals der Ukraine übergeben würden. Die beiden weiteren Waffensysteme seien F-16-Jäger und Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS. Das Erscheinen dieser Flugzeuge und Raketen im Dienst der ukrainischen Armee sei als eine direkte Beteiligung der NATO am Krieg gegen Russland ausgelegt worden, so Suciu. Der Grund für das Verweigern der Abrams-Panzer sei allerdings ein anderer. Nach Meinung des Experten vermutet das Pentagon, dass eine Ausbildung der ukrainischen Soldaten an diesem Panzer zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.
Auf die gleiche Weise begründete der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu die Unmöglichkeit, Leclerc-Panzer an die Ukraine zu übergeben. Deren Wartung sei für das ukrainische Militär zu kompliziert. Lecornu erklärte dies in einem Interview mit der Zeitung Le Figaro vor dem neuen Jahr gleich nach seinem Besuch in Kiew und dem Gespräch mit Selenskij.
Der Doktor für Militärwissenschaften Konstantin Siwkow sagte:
“Den westlichen Partnern der Ukraine sind die Vorräte sowjetischer Panzer, die an die ukrainischen Streitkräfte übergeben wurden, ausgegangen.”
Siwkow erinnerte an das vom Pentagon im November des vergangenen Jahres angekündigte Militärhilfspaket. Damals wurde gemeldet, dass die USA im Rahmen des weiteren, 400 Millionen US-Dollar schweren Pakets 45 Panzer vom Typ T-72 der Ukraine bereitstellen werden. Er erklärte:
“Was jetzt kommt, ist eine Kompilation sowjetischer T-72-Panzer, genauer gesagt, jener Exportversion, die im Dienst der ehemaligen Tschechoslowakei stand. Ihre Panzerung ist im Vergleich zu Kampfpanzern der sowjetischen Armee schwächer, sie sind mit ausländischen Triebwerken und einigen weiteren ausländischen Bauteilen ausgestattet. Diese Panzer, 45 an der Zahl, werden im Kampfgebiet erscheinen. Doch wie Sie verstehen, werden sie keinen bedeutenden Einfluss auf den Kampfverlauf nehmen.”
Unter substanziellen Lieferungen seien einige Hunderte Kampffahrzeuge zu verstehen, so Siwkow:
“Genau deswegen fordert Kiew Panzer, egal welche. Doch weil den Europäern sowjetische Maschinen ausgegangen sind, wird die Rede von Waffen westlicher Bauart sein. Dabei sehen wir den Unwillen der USA, der Ukraine Panzer vom Typ M1 Abrams zu liefern, und auch die Verbündeten der USA zeigen bei Lieferungen von Panzern keine besondere Eile.”
Die Radpanzer AMX-10 RC seien im Grunde keine vollwertigen Panzer, sagte Siwkow. Es handele sich um Panzerjäger oder Spähfahrzeuge mit Radantrieb. Ihre Panzerung sei schwach und schütze nur gegen Kugeln und Splitter, die 105-Millimeter-Kanone entspreche nicht den modernen Anforderungen an Panzerdurchschlagskraft. Solche Maschinen können durch einfachste Geschosse eines Kampfpanzers vernichtet werden, so Siwkow.
Der Militärexperte Wladislaw Schurygin stimmte Siwkows Einschätzung des französischen Radpanzers AMX-10 RC zu. Er erklärte:
“Sie stellen keine Gefahr dar – im Grunde ist es eine Kanone mit Selbstantrieb, ein selbstfahrendes Geschütz, das wie eine Haubitze schießen kann.”
Doch werden die Lieferungen westlicher Panzer anstelle von sowjetischen auch bedeutendere “Geschenke” umfassen, vermutete Schurygin:
“In dem Maße, wie solche leichten Panzer ‘ausgeschaltet’ werden, werden über den eingeschlagenen Weg Lieferungen von etwas wie den deutschen Leopard-Panzern beginnen. Möglicherweise werden auch die Engländer etwas übergeben.”
“In jedem Fall werden die Panzer kommen, denn für den Westen ist es unmöglich, solche Technik der Ukraine nicht zu übergeben”, versicherte Schurygin. Daher würden die ukrainischen Streitkräfte alle geforderten Kampfpanzer erhalten: “Natürlich wird das Erscheinen von westlichen Panzern bei der ukrainischen Armee die Frontlage beeinflussen. Während der Spezialoperation schalteten die russischen Streitkräfte über 2.000 gegnerische Panzer aus, darunter solche, die von den USA in den ehemaligen Ostblockstaaten aufgekauft und dem ukrainischen Militär übergeben wurden. Man kommt nicht umhin, weitere auszuschalten.”
Anders als der mediale Mainstream: Deutsche lehnen Panzerlieferung an Kiew mehrheitlich ab
Ergänzend könnte hinzugefügt werden, dass der Sekretär des ukrainischen Nationalsicherheits- und Verteidigungsrats Alexei Danilow dem Bundeskanzler Olaf Scholz mit “Kämpfen gegen Russen bei Berlin” drohte, sollte die BRD keine Kampfpanzer an Kiew liefern. Laut einer Umfrage, die vom soziologischen Institut YouGov im Auftrag der dpa durchgeführt wurde, lehnt eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung Panzerlieferungen an die Ukraine ab.
Der Leiter des Zentrums für globale Forschungen und internationale Beziehungen des Instituts für aktuelle internationale Probleme der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums Wadim Kosjulin merkte ebenfalls an, dass Kiew nach Ersatz für sowjetische Technik suchen muss. Er erklärte:
“Momentan sehen wir aber nur, dass der Westen nur altes Gerät und keine leistungsfähigen modernen Waffen liefert. Und dieser Vorgang wird sich fortsetzen.”
Kosjulin zufolge seien für Russland Lieferungen von modernen Kampfpanzern eine der roten Linien. Im Westen wisse man nicht, welche Waffenlieferungen Russland für ein Überschreiten der roten Linie erachten werde, und versuche, Moskaus Reaktion durch “kleine Schritte” abzutasten. Der Experte vermutete:
“Ich denke, dass Lieferungen moderner Waffen zum Überschreiten der roten Linie werden könnten. Für Russland würde dies signalisieren, dass die NATO sich am Konflikt direkt beteiligt.”
Wie Kosjulin erklärte, würden Panzerlieferungen an die Ukraine das Kräfteverhältnis verändern, weil zu deren Vernichtung Ressourcen und Waffen erforderlich werden. Gegenwärtig beteilige sich die NATO am Ukraine-Konflikt vergleichsweise zurückhaltend. Moderne Panzerfahrzeuge, Luftabwehrsysteme, Raketensysteme sowie Flugzeuge und leistungsstarke Drohnen würden nicht geliefert. Allerdings verfüge das ukrainische Militär bereits über fortschrittliche Fernmelde- und Spähmittel, so Kosjulin.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad.
Source