Die neue kolumbianische Bergbau- und Energieministerin Irene Vélez hat in einem Interview mit dem Sender Blu Radio erklärt, ihre Regierung werde sich im Fall mangelnder Gasreserven an Venezuela wenden, um die Gasversorgung im Inland zu sichern. Die von Präsident Gustavo Petro in Aussicht gestellte Energiewende bezeichnete die Ministerin als eine große Herausforderung. Demnach soll das Extraktivismus-Modell stufenweise heruntergefahren werden.
“En caso de que reservas de gas no fueran suficientes, podríamos recurrir a Venezuela”: Irene Vélez, ministra de Minas del Gobierno de @PetroGustavo#MañanasBLuhttps://t.co/l2Vk2TGizb
— BluRadio Colombia (@BluRadioCo) August 12, 2022
Gas aus Venezuela
Vélez teilte im Interview mit, dass Kolumbien über Gasreserven für die nächsten sieben oder acht Jahre verfüge. Sollte der Energiesektor zusätzlich mit Brennstoff versorgt werden oder sollten die bereits vorhandenen Reserven für den inneren Bedarf nicht ausreichen, bräuchte das südamerikanische Land andere Lösungen – wie zum Beispiel sich mit anderen Ländern in Verbindung zu setzen. Dabei schloss die Ministerin Gaslieferungen aus dem benachbarten Venezuela nicht aus, das in diesem Jahr seine Förderung von Kohlenwasserstoffen, darunter Gas, steigern wollte.
“Sollten unsere Gasreserven nicht ausreichen, könnten wir uns an Venezuela wenden.”
Die Beziehungen zwischen den benachbarten südamerikanischen Ländern sind seit dem Jahr 2019 abgebrochen. In Bezug auf die nachgewiesenen Gasreserven belegt Venezuela die achte Zeile im weltweiten Ranking. Allerdings begrüßen nicht alle Branchenexperten diese Möglichkeit. Die Chefin des Kolumbianischen Gasverbandes (Naturgas), Luz Stella Murgas, ist der Meinung, dass Gasimporte aus Venezuela kein Plan sein sollten. Denn dies würde bedeuten, Kolumbiens “Unabhängigkeit im Energiebereich aufzuopfern”. Außerdem verfüge Kolumbien über keine geeignete Infrastruktur, um Gas aus Maracaibo zu importieren. Diese aufzubauen hieße, die Gaspreise in Kolumbien beinahe zu verfünffachen.
“Das Gas, das wir in Kolumbien verbrauchen, wird zu 100 Prozent hier produziert. Das Land importiert kein Gas aus anderen Teilen der Welt und exportiert es nicht, daher sein Preis und seine Qualität.”
Morgas zufolge wäre ein besserer Ausweg, neue Gasvorkommen im Inland zu erschließen.
Diplomatische Beziehungen
Die kolumbianische Energieministerin erklärte ferner, dass Gasimporte aus dem Nachbarland erst nach einer Normalisierung der bilateralen Beziehungen möglich wären. Bislang hätten Bogotá und Caracas nur ihre Botschafter designiert und hofften auf eine baldige Annäherung.
“Wir hoffen, dass diese diplomatischen Beziehungen uns auch zu anderen strategischen Beziehungen führen werden.”