Ein Jahr nach der Verhängung umfassender Sanktionen gegen die russische Zivilluftfahrt gelangen westliche Analysten zu folgender Zwischenbilanz: Statt des geplanten Blitzkrieges im zivilen Luftverkehr steht der Westen enormen finanziellen Verlusten, sinkenden Marktanteilen und Einbußen im Wettbewerb gegenüber – während Russland dem Schlag standgehalten hat und nun ein äußerst widerstandsfähiges Luftverkehrssystem vorweisen kann. Laut einer in der deutschen Wirtschaftswoche veröffentlichten journalistischen Studie ist die Luftverkehrsaktivität über Russland laut dem Flugüberwachungsportal Flightradar24 seit Beginn der russischen militärischen Sonderoperation in der Ukraine praktisch unverändert geblieben. Was bedeutet, dass die Hoffnungen des Westens, die russische Luftflotte mit Sanktionen bruchzulanden, gescheitert sind.
Kapitulation? Flucht in die Offensive!
Alle Berechnungen der westlichen Jünger dieser “Sanctionology-Kirche” gründeten auf der Tatsache, dass drei Viertel der russischen zivilen Luftflotte Anfang 2022 Flugzeuge westlicher Herkunft ausmachten – von denen viele auch noch von westlichen Unternehmen geleast waren. Nach dem Beginn der russischen Intervention im Ukraine-Krieg verbot die EU die Lieferung jeglicher ziviler Flugzeuge und Ersatzteile dafür an Russland und verpflichtete die Leasinggeber, ihre Verträge mit russischen Fluggesellschaften zu kündigen. (Die Belieferung russischer Flugzeugbetreiber mit Ersatzteilen stellten einige westliche Firmen auch ohne Sanktionen bereits deutlich früher ein – oft unter Bruch gültiger Verträge, Anm. d. Red.) Zudem verbot Brüssel westlichen Anbietern die Wartung und Versicherung von Flugzeugen im Dienste der russischen Airlines. Gleichzeitig sperrten die EU, die USA und eine Reihe anderer Länder ihren Luftraum für russische Fluggesellschaften.