Am 13. Mai 2023 erfolgte die Premiere eines bewussten Schutzes der jährlich zweimal die Nordsee überquerenden Millionen Zugvögel. Die niederländischen Verantwortlichen haben die Betreiber der in der Nordsee liegenden Windparks Borssele (94 Windräder) und Egmond aan Zee (rund 100 Windräder) aufgefordert, die Funktion so weit zu drosseln, dass diese praktisch vier Stunden lang aufhörten, sich zu drehen.
Die niederländische Regierung ließ über Energieminister Rob Jetten diesbezüglich am Montag mitteilen:
“Am 13. Mai wurden die Windkraftanlagen in Borssele und Egmond aan Zee für vier Stunden abgeschaltet, weil ein massiver Vogelzug über der Nordsee vorhergesagt wurde. Auf diese Weise hatten die Vögel einen sicheren Durchgang.”
Op 13 mei zijn bij Borssele en Egmond aan Zee de windmolens voor vier uur stilgezet omdat massale vogeltrek boven de Noordzee was voorspeld. Op deze manier hadden de vogels een veilige doorgang.Nieuwsbericht ⤵️https://t.co/mI6uclJ2tkpic.twitter.com/P0hpO9gksb
— Ministerie van Economische Zaken en Klimaat (@MinisterieEZK) May 15, 2023
Der Offshore-Windpark Borssele 1 & 2 ist der größte Offshore-Windpark der Niederlande und der zweitgrößte Offshore-Windpark der Welt. Jetten betonte in einer Mitteilung, dass “nirgendwo sonst auf der Welt Offshore-Windparks gestoppt werden, um Vögel während des großen Vogelzugs zu schützen”. Die Maßnahme soll auch zukünftig “die Auswirkungen von Windparks auf die Natur so gering wie möglich halten”.
Seit Jahren werden auch in Deutschland die teils verstümmelnden oder tödlichen Auswirkungen von Windrädern auf Vögel und Fledermäuse im Rahmen von Vogelschlagereignissen kontrovers diskutiert. Im Rahmen sich abzeichnender Chancen einer grünen Regierungsbeteiligung ab dem Jahr 2021 hatte die Süddeutsche Zeitung im Dezember 2020 berichtet:
“Energiewende: Grüne und Nabu (Naturschutzbund) schließen Vogelfrieden. Umweltverbände klagen seit Jahren fleißig gegen Windräder – zum Schutz der Vögel. Jetzt lenkt der Nabu dem Klimaschutz zuliebe ein.”
Naturschützer hatten laut dem Artikel dabei “unangenehme Gegner für die Grünen” gestellt. Das Problem laute: “Was ist, wenn zwei grüne Ziele aufeinanderprallen? Wenn etwa saubere Energie geschützte Arten bedroht?” Auffallend regierungsfreundlich hatte der Umweltverband BUND dann im August 2021 seine Thesen zum Problemfall Windräder veröffentlicht. So heißt es eher provokativ formuliert:
“Hochrechnungen zufolge kommen in Deutschland bis zu 100.000 Vögel an Windrädern zu Tode. Das wird in der Öffentlichkeit heftig diskutiert. Daher ist es erstaunlich, dass die über 100 Millionen Vögel, die jährlich in Deutschland an Glas und Glasscheiben sterben, kein öffentliches Thema sind.”