“Warnschuss aus Kreml” – “Verkehrsexperte” Hofreiter vermutet Russland hinter Bahn-Sabotage
Dagegen könnte man einwenden, dass Putin beim aktuellen Ukraine-Konflikt wohl in erster Linie an die vergangenen acht, nicht an die kommenden 100 Jahre gedacht hat. Man darf aber zur Ehrenrettung Hofreiters nicht ausschließen, dass er über die Hintergründe der jahrelangen Angriffe von Kiew auf die Ost-Ukraine in der Grünen-Schule schlicht nicht aufgepasst hat und daher mit einem intellektuellen Vakuum beim Thema Donezk zu kämpfen hat.
Und wenn wir schon über die Zukunft sprechen: Ein Anton Hofreiter täte gut daran, sich zumindest mal mit den nächsten 100 Tagen zu beschäftigen. Er würde womöglich erkennen (zugegeben, die Wahrscheinlichkeit ist überschaubar gering), dass dieser Zeitraum für die deutsche Bevölkerung eine ernste Herausforderung darstellt, da doch der Anton, die Annalena und der Robert gerade dabei sind, die wirtschaftlichen Grundlagen Deutschlands gegen die Wand zu fahren.
Aber das ist ja noch vergleichsweise harmlos.
Krieg’ ich bitte Krieg?
Am coolsten fände Hofreiter es, wenn die Ukraine NATO-Mitglied werden würde. Das sei kostengünstig und auch sonst echt schön. Ginge das nicht, wären 3.200 Leopard-Panzer für die Ukraine super. Denn, so Hofreiter:
“ Dann wird niemand sie mehr angreifen.”
Das Publikum der Veranstaltung soll etwas skeptisch gewesen sein, wurde doch vor dem Krieg die Ukraine auch vom Westen als hochgradig korrupt und mit viel Macht für oligarchische Netzwerke bezeichnet. Für Hofreiter aber kein Thema, schließlich sei die Ukraine seit dem Putsch … pardon: der Revolution von 2014 geeint und demokratisiert, und zwar “radikal”.
“Radikal” – ja, das stimmt wahrhaftig, denn was für ein paar Milliarden US-Dollar in der Ukraine 2014 installiert wurde, ist mit “radikal” noch ausgesprochen zurückhaltend auf den Punkt gebracht. Einen weiteren Umstand musste Hofreiter den Zuschauern erklären, wie die “Berliner Zeitung” schreibt:
“Auf die Nachfrage, wie nach dieser Einschätzung denn der Angriff der Amerikaner auf den Irak zu bewerten sei, kritisierte er den ‘völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Neocons unter George W. Bush’, aber suchte einen Unterschied zwischen dem ‘Volkskrieg’ Russlands gegen die Ukraine mittels Mobilisierung gegen eine Demokratie und dem Angriff einer amerikanischen Berufsarmee gegen eine Diktatur. Das überzeugte nicht alle Gäste.”
Vielleicht waren die Zuschauer auch deshalb nicht so richtig überzeugt, weil das, was Hofreiter hier als Rechtfertigung für den brutalen US-Krieg gegen den Irak anführte, bei Licht betrachtet ein zum Himmel schreiender Unsinn ist. Man weiß es aber nicht so genau.
Sollen sie halt Seltene Erden essen!
Hofreiter weiß genau, wie Geopolitik funktioniert. Er entwickelte eine Strategie gegenüber China, in der die Ukraine eine Rolle spielt. Denn China hat ja ein paar nette Dinge, die wir auch gut brauchen können. Diese Seltenen Erden etwa. Die haben wir zwar nicht, aber den Chinesen, denen zeigt der Hofreiter, Anton es schon. Und so sagte der weiße weise Mann:
“ Wenn uns ein Land Seltene Erden vorenthalten würde, könnten wir entgegnen: ‘Was wollt ihr eigentlich essen?'”
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Zack, da haben wir es! Die Ukraine gehört zu den größten Exporteuren von Weizen, und wenn der Anton und der Wolodymyr dem Xi kein Weizen mehr verkaufen, ist Holland … pardon: China in Not. Alter Fuchs, der Hofreiter!
Dazu passt auch, dass der Diplomat a. D. der Meinung ist, man müsse in der internationalen Politik auch mal “mit dem Colt auf dem Tisch” verhandeln.
Und wenn man sich fragt, wie Hofreiter so viel geballten und zutiefst aggressiven und kriegsbereiten Blödsinn verzapfen kann, ohne Hilfe zu haben, sei die Antwort kurz und knackig: Aber der Gute hat doch Hilfe!
Chef böse sein
Jetzt gibt es noch was fürs Herz. Denn der Anton ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. Auf der Veranstaltung sagte er, dass es US-Senatoren gebe, die “stinksauer” auf die Europäer seien. Immerhin investierten die USA 90 Prozent dessen, was für die Befreiung des Landes mit Milch und Honig (kurz: Ukraine) nötig sei. Da müssten wir schon mindestens die fehlenden 10 Prozent tragen.
Womit wir beim krönenden Abschluss eines Meisters der klaren Worte und es vernebelten Verstandes wären. Hofreiter hat offenbar mit gewichtigen Kräften der USA gesprochen, von denen einer auf den Punkt brachte, was den Anton umtreibt. Es ist nicht überliefert, wer zu Anton Hofreiter das sagte, womit ihn die “Berliner Zeitung” zitiert:
“ Der Krieg ist doch bei euch in Europa, nicht in Amerika, sagen die.”
Ja, Anton, eben, merkst es selber, oder?
Oh! Nein, tust du nicht.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Moderator und Mitherausgeber des Blogs “ neulandrebellen “.
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