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Causa RAF-Festnahme: Erste Ermittlungen beendet, Handgranatenfund und verdächtige Fotos

Causa RAF-Festnahme: Erste Ermittlungen beendet, Handgranatenfund und verdächtige Fotos

Quelle: www.globallookpress.com © Paul ZinkenBerlin-Kreuzberg, Polizei und BKA am Haus der RAF-Terroristin Daniela Klette, 28. Februar 2024

Die Festnahme von Daniela Klette, Angehörige der sogenannten dritten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF), gilt als “spektakulärster Fahndungserfolg seit Langem”. Obwohl eine aktuelle Ausgabe der ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY” zur RAF-Fahndung von aktuell drei gesuchten Mitgliedern für mehr als 200 Hinweise aus der Bevölkerung sorgte, soll Klette bereits durch einen Hinweis aus dem Vorjahr unter Beobachtung gestanden haben. Für Irritationen sorgt die sich intensivierende Diskussion rund um einen öffentlich-rechtlichen Podcast aus dem Vorjahr, der sich explizit mit Klette beschäftigte. Unter Mithilfe von “Bellingcat”-Journalisten gelang es demnach recht unkompliziert, aktuellere Fotos der Terroristin zu recherchieren. 

Im Anschluss an die Festnahme der RAF-Terroristin Daniela Klette zu Wochenbeginn hat die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung eine Handgranate gefunden sowie Magazine einer Pistole und Patronen. Des Weiteren wohl möglicherweise gefährliche Gegenstände, zu denen es jedoch keinerlei Erklärungen seitens des BKA gab. Die Bewohner des siebenstöckigen Mietshauses in Berlin-Kreuzberg wurden daraufhin am späten Mittwochnachmittag aufgefordert, ihre Wohnungen vorerst zu verlassen. In den frühen Morgenstunden des 29. Februar informierte dann die Polizei:

Zuvor informierte die Polizei via X-Posting: “Unsere Kriminaltechnik untersucht aktuell die bei der Wohnungsdurchsuchung aufgefundenen, möglicherweise gefährlichen Gegenstände.” So mussten laut Nius-Medienangaben am Abend “die ganze Straße abgesperrt und einige Wohnungen in einem weiteren Haus geräumt werden”. 

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Klette lebte nach vorläufigen Erkenntnissen demnach vollkommen unbehelligt seit rund 20 Jahren in Berlin und baute sich ein unspektakuläres Privatleben unter dem Namen Claudia Ivone auf. Dazu gehörten auch ihre Vorliebe und Teilnahme in der Berliner Afrobrasil-Szene sowie die Ausübung des “Kampftanzes” Capoeira. Das Hamburger Magazin Der Spiegel recherchierte:

“Auf Facebook betrieb sie unter falschem Namen einen Account, auf dem Fotos von ihr in der Capoeira-Szene zu sehen sind. Auch beim ‘Karneval der Kulturen’ in Berlin lief Klette offenbar vor einigen Jahren als Teil einer Musik- und Tanzgruppe mit – an der Spitze des Umzugs.”

Diese Tatsachen wurden wiederum recherchiert und dokumentiert durch einen im Vorjahr produzierten Podcast in einer ARD-Produktionssendung von NDR und rbb mit dem Titel: “Most Wanted: Wo ist RAF-Terroristin Daniela Klette?” Die erfolgte “Spurensuche” ergab sich demnach durch einen Hinweis eines Hörers, “der sich aber als Sackgasse erwies”. Beauftragt wurde dann “ein Experte” der “Rechercheplattform” Bellingcat. Dieser ließ offizielle Fahndungsfotos durch eine Gesichtserkennungssoftware laufen und kam dabei zu erstaunlichen Erfolgs- und Treffermeldungen.

Die Vorbereitung zu dem Podcast erfolgte im Oktober, die Ausstrahlung im Dezember. Der Spiegel-Artikel fasst zu den damaligen Ereignissen zusammen:

“Die Podcaster suchten den Verein in Berlin auf, in dem die Frau trainierte und unter dem Namen ‘Claudia Ivone’ bekannt war. Sie entdeckten Fotos an den Wänden, auf denen sie zu sehen war. Und bekamen zu hören, dass sie angeblich seit der Coronapandemie nicht mehr zum Capoeira-Training erschienen sei. Finden konnten sie die Frau in Berlin nicht.”

Die Abschlussfrage in dem finalen Podcast lautete: “Würde eine untergetauchte Terroristin auf Fotos im Internet so freimütig in Kameras lächeln?” Die “Spurensuche” wäre seitens der NDR/rbb-Mitarbeiter eingestellt worden. Inwieweit das ARD-Team mit der Polizei und dem BKA Kontakt aufnahm oder auch umgekehrt aufgrund der “Rechercheerfolge” kontaktiert wurde, ist nun Bestandteil der medialen Diskussionen:

Tim Röhn, Welt-Investigativredakteur, informierte via X-Posting:

Friedo de Vries, Chef des zuständigen niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA), gab lediglich bei einer Pressekonferenz am Dienstag zu Protokoll:

“Den entscheidenden Hinweis haben wir aus der Bevölkerung erhalten.”

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Dieser sei im November 2023 eingegangen, damit also kurz vor Erscheinen des mehr als aufschlussreichen Podcasts. Man habe “dem Hinweisgeber Vertraulichkeit zugesichert”. Der Podcast-Moderator teilte gegenüber seinem Haussender rbb mit, dass sein Team während der Recherchen “mit den Ermittlungsbehörden gesprochen” hätte. Dies jedoch nicht, “um Informationen auszutauschen, sondern um zu versuchen, ihre eigenen Erkenntnisse zu verifizieren”.

Auch der Chef der Podcast-Produktionsfirma bestätigte dem Spiegel-Magazin einen Kontakt zu den Ermittlern vom BKA. Es wäre dabei “über den Fall gesprochen” worden. Ihre Recherche-Ergebnisse “hätten sie dabei aber nicht auf den Tisch gelegt”. Der seitens der Podcast-Produzenten beauftragte kanadische “Bellingcat”-Journalist wiederum gab dem Spiegel wörtlich zu Protokoll:

“‘Die Suche hat mich nicht mehr als eine halbe Stunde nach Feierabend gekostet’, sagt Bellingcat-Experte [Michael] Colborne. Er habe die Sache fast schon wieder vergessen. Bis er am Dienstag von Klettes Verhaftung in Berlin erfuhr.”

Innenministerin Faeser gab zum “Fahndungserfolg” zu Protokoll: “Der Rechtsstaat hat seine Beharrlichkeit und seinen langen Atem gezeigt.” Der Erfolg sei “Verdienst jahrzehntelanger unermüdlicher Ermittlungsarbeit”, so wird die BMI-Chefin am Dienstag in einer Mitteilung ihres Ministeriums zitiert.

Bei ihrer Festnahme am Montag war Klette laut LKA Niedersachsen allein in der Wohnung und leistete keinen Widerstand. Ihre Identität konnte aufgrund von Fingerabdrücken bestätigt werden. Klette wurde umgehend nach Niedersachsen ausgeflogen und inhaftiert. Der NDR informiert, dass der zuständige Verdener Staatsanwalt am Dienstag mitteilte, dass “für Klette auch eine Kronzeugen-Regelung infrage kommen könnte”. Voraussetzung sei jedoch, dass sie “Hinweise liefere, die zur Festnahme der gesuchten mutmaßlichen Komplizen [Ernst-Volker] Staub und [Burkhard] Garweg führen”.

Klette habe sich seit ihrer Festnahme “nicht zur Sache geäußert”, so eine Sprecherin des niedersächsischen Justizministeriums.

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