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Das Irrenhaus auf dem blauen Planeten – Krieg aller gegen alle

Das Irrenhaus auf dem blauen Planeten – Krieg aller gegen alle

Quelle: AFP © MANJUNATH KIRAN / AFPAufführung eines Stücks nach George Orwells “Farm der Tiere” (Juli 2019, National School of Drama, Bengaluru Centre, Indien)

Von Tatjana Montjan

Die Welt wird aktuell von einer Welle des Antisemitismus überrollt. Dabei wird fast niemand der vom Hass Geleiteten erkennen, dass es verschiedene Arten von Juden gibt, darunter auch wütende Antizionisten von “Neturei Karta”, christlich Getaufte, Atheisten und andere. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es unter den überzeugten Zionisten genügend Menschen verschiedener ethnischer Herkunft gibt, die durch das Konversionsverfahren zum Judentum übergetreten sind. Der Hass schert alle über einen Kamm.

Nebenbei – auch der Begriff “Antisemitismus” selbst wirft Fragen auf, wenn man bedenkt, dass zu den modernen semitischen Völkern Araber, Juden, Malteser, Libanesen, Assyrer, Nachkommen der alten Vertreter der südlichen Untergruppe der Südsemiten in Südarabien (Mahri, Shahri, Sokotrianer), Amhara, Tigre, Tigray und eine Reihe anderer Nationalitäten in Äthiopien gehören.

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In allen westlichen Ländern, auch in den USA, haben die Jünger von Soros und die Neocons plötzlich eine propalästinensische Haltung eingenommen und machen die israelischen Zionisten für alles Übel verantwortlich. Es stellt sich heraus, dass der ganze Pöbel, der von dem Juden Soros gesteuert wird – angeführt von Megastar Greta Thunberg und der jungen Generation “progressiver Demokraten” im US-Kongress –, nicht nur für die ukrainischen Speckreich-Nazis ist, sondern auch ein ideologischer Gegner Israels und ein Verfechter der Rechte der unterdrückten Palästinenser! Wer hätte das gedacht!

Das ist aber noch nicht alles! Es wurde bekannt, dass der Sohn eines Hamas-Führers, Mosab Hassan Yousef, die Befreiung des Gazastreifens vom Einfluss dieser islamistischen Bewegung fordert. Yousef ist ein Agent der israelischen Spionageabwehr Shabak, konvertierte zum Christentum und lebt heute in den USA. Sein Vater, Scheich Hassan Yousef, erklärte ganz wie Gogols Taras Bulba (“Ich habe dich gezeugt, ich werde dich töten”), er habe keinen Sohn mehr. Ja, das klassische Thema des Konflikts zwischen Vätern und Söhnen im Zusammenhang mit Politik und Kriegen ist einer der ewigen Plots der Weltliteratur, das sich mit beneidenswerter Regelmäßigkeit im wirklichen Leben wiederholt. 

Auch der Hass gegen Russen differenziert nicht. Im trüben Strom der vom kollektiven Westen inspirierten Russophobie gehen die pathetischen Schreie der Scharen liberaler russischer Kriegsgewinner unter. Sie schreien aus Leibeskräften, dass sie sich schämen, Russen zu sein, oder dass sie “gute Russen” sind – aber was nützt das?

Und damit es niemandem langweilig wird, werden ich und Ukrainer wie ich gleichermaßen sowohl von den Speckreich-Nazis (ebenfalls, wohlgemerkt, verschiedener ethnischer Herkunft) als auch von russischen Superpatrioten stigmatisiert. Dabei geben ukrainischsprachige Ukrainer – und sogar Galizier mit prosowjetischen und prorussischen Ansichten – Koordinaten der ukrainischen Streitkräfte an die russische Armee weiter und riskieren damit, schlimmstenfalls zu Tode gefoltert oder bestenfalls für lange Zeit in ein Untersuchungsgefängnis gesperrt zu werden.

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Und noch ein pikantes Detail. Während das Internationale Olympische Komitee wegen der Lage in der Ukraine russische Athleten nicht zu Wettkämpfen zulässt, argumentiert es im Zusammenhang mit dem Konflikt im Nahen Osten, dass Athleten nicht für die Handlungen ihrer Regierungen verantwortlich gemacht werden können! Das IOC begründet dies mit der Tatsache, dass Russland im Februar 2022 den olympischen Waffenstillstand verletzt haben soll, der bis sieben Tage nach dem Ende der Spiele gilt, was man laut dem IOC von Israel nicht behaupten kann.

Wie Sie sehen, ist alles durcheinander auf unserem kleinen blauen Planeten. Und viele werden in diesem Irrenhaus leider nicht überleben.

Tatjana Montjan ist ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt Videoblogs. 

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