Um russische Energielieferungen zu ersetzen, setzt Deutschland unter anderem auf verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) und dafür auf neue Partner und den Aufbau der dafür benötigten Infrastruktur. Letztere trage allerdings nicht zum Erreichen der erklärten Ziele bei, wie Kritiker meinen. Nach seinem Besuch im März beim Emir von Katar hatte sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/ Die Grünen) erfreut gezeigt – man habe eine neue Energiepartnerschaft eingeleitet. Katar drängte bei den Verhandlungen für seine eigene Planungssicherheit auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Deutschland.
Während der schnelle Ausbau der LNG-Infrastruktur an mehreren – festen oder schwimmenden – Standorten bereits sowohl von Anwohnern als auch von Umweltschützern beanstandet wurde, will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun weitere rechtliche Schritte einleiten, um den Betrieb der geplanten LNG-Terminals zeitlich stärker einzuschränken.
Für das Flüssigerdgas-Terminal im niedersächsischen Wilhelmshaven, das am Samstag in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnet werden soll, wolle man zudem die Einleitung von Bioziden ins Meer verhindern, sagte DUH-Energieexperte Constantin Zerger am Freitag in einer Pressekonferenz. Biozide sind Chemikalien oder Mikroorganismen zur Bekämpfung von Schädlingen.
Das schwimmende Regasifizierungsterminal (RSFU) in Wilhelmshaven ist das erste, das in Deutschland eröffnet wird. Weitere entstehen in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern). Sie alle sollen dazu beitragen, die Lücke bei der Gasversorgung zu füllen, die durch den weitgehenden Stopp der russischen Gaslieferungen nach Deutschland entstanden ist.