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Für mehr “Diversität”: Veranstalter erfindet Sprecherinnen bei Entwicklerkonferenz

Für mehr "Diversität": Veranstalter erfindet Sprecherinnen bei Entwicklerkonferenz

Quelle: Gettyimages.ru © MaskotSymbolbild

Der Veranstalter der internationalen IT-Konferenz DevTernity, die in Lettland stattfindet, hat Berichten zufolge seit mehreren Jahren nicht existierende Mitarbeiterinnen von weltweit führenden Technologieunternehmen als Rednerinnen angekündigt. Auch die Fotos einiger “Teilnehmerinnen” auf der Webseite der Konferenz sollen mit Hilfe neuronaler Netze generiert worden sein. 

Der Entwickler Gergely Orosz war der erste, der die gefälschten Profile auf X thematisierte. Er schrieb, dass Anna Boyko, angeblich eine Ingenieurin bei Coinbase, der größten Kryptowährungsbörse der Welt, schlicht nicht existiere. Bei Coinbase habe man noch nie von der Frau gehört, die dieses Jahr als Rednerin gelistet sei.

Natalie Stadler, eine weitere Coinbase-Mitarbeiterin, soll laut der Webseite in den Jahren 2021 und 2022 an der Konferenz teilgenommen haben. Auch sie existiere laut Orosz nicht. Vertreter von Coinbase hätten bestätigt, dass ihnen eine Beteiligung ihrer Mitarbeiter an DevTernity nicht bekannt sei.

Fragwürdig sei auch die Echtheit des Profils einer angeblichen Programmiererin namens Julia Kirsina aus Lettland, die bei den vorherigen Konferenzen als Rednerin gelistet gewesen sei, erklärte Orosz. Dabei ist Kirsina eine der wenigen Frauen, die in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Laut ihrem XING-Profil ist sie Software-Architektin bei Uber Estland. Orosz betonte, dass Uber nie ein Entwicklungsbüro in Estland betrieben habe.

Als Reaktion auf die Vorwürfe räumte der Veranstalter Eduards Sizovs ein, dass Anna Boyko eine fiktive Figur sei. Seinen Angaben zufolge hatte die Konferenz in diesem Jahr Probleme mit der Geschlechterdiversität der Redner. Zunächst hätten nur drei Frauen aus der IT-Branche zugesagt. Später hätten zwei von ihnen ihre Teilnahme abgesagt. Die Auflistung der erfundenen Teilnehmerin Anna Boyko sei ein Fehler, keine Absicht gewesen. Es handelte sich lediglich um eine Platzhalterin. Ob die anderen Frauen existieren, sagte Sizovs nicht.

In einem zweiten, emotionaleren Beitrag, schrieb er: “Das Ausmaß an Hass und Lynchjustiz, das mir immer wieder entgegenschlägt, ist, als hätte ich jemanden betrogen oder getötet. Aber ich werde mich nicht verteidigen, denn ich fühle mich nicht schuldig. Ich habe nichts Böses getan, wofür ich mich entschuldigen müsste. Die Konferenz hat immer gehalten, was sie versprochen hat. Sie ist eine großartige, integrative Veranstaltung.”

Daraufhin verweigerten mehrere Redner ihre Teilnahme an der Konferenz. Schließlich wurde die Veranstaltung abgesagt. Auf der offiziellen Webseite heißt es, dass DevTernity 2023 nicht stattfindet.

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