Meinung Neues aus dem Westen: Kann das Chaos einen Wandel hervorbringen?
Und das Unangenehmste für Biden ist, dass Orbán die Rolle eines Vermittlers zwischen Trump als künftigem US-Präsidenten und jedem in Europa, einschließlich der russischen Führung, spielen kann. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó sagte kurz vor dem Treffen in Mar-a-Lago beiläufig, dass Budapest seit langem als heimlicher Vermittler zwischen Moskau und vielen Spitzenpolitikern der EU agiert.
Generell ist Trumps Rendezvous mit Orbán nicht nur respektlos gegenüber dem US-Präsidenten, nicht nur diplomatischer Verrat, sondern auch eine mögliche Verschwörung. Der ungarische Premierminister ist mutiger geworden, weil er nicht an die Möglichkeit glaubt, dass Biden im November wiedergewählt wird (nur wenige Menschen glauben überhaupt daran), während Trumps Wiederwahl ihm einen großen politischen Vorteil verspricht.
Mit anderen Worten: Orbán nimmt derzeit also doch an den Wetten teil. Wenn der Republikaner ins Weiße Haus zurückkehrt, wird Ungarn einen Einfluss in Europa gewinnen, den es in seiner mehr als tausendjährigen Geschichte noch nie hatte. Orban wird zu einem unverzichtbaren Vermittler zwischen der US- und der EU-Führung werden, denn nur mit ihm hat der verärgerte Trump gute Beziehungen, was sogar Biden bestätigt.
Orbán selbst blickt noch weiter in die Zukunft und sieht in Trumps Wahlsieg eindeutig die Hauptbedingung für eine globale konservative Gegenrevolution, in der er auch sich selbst und Ungarn eine wichtige Rolle zuweist.
Dies alles heißt jedoch nicht, dass Orbán in der Hauptsache recht hat: dass Trump in der Lage sei, den Konflikt in der Ukraine zu beenden, und das sogar binnen eines Tages, wie er versprochen hat. Die USA sind weitgehend für den Beginn und die Eskalation des Konflikts verantwortlich. Wenn aber jemand etwas kaputt gemacht hat, heißt das nicht, dass er es auch wieder zusammenkleben kann.
Das Problem des ungarischen Regierungschefs besteht darin, dass er zwar die derzeitige Regierung im Weißen Haus kritisiert, aber ein Washington-zentriertes Weltbild aufrechterhält, in dem ein freundlicher US-amerikanischer Gentleman daherkommt und nach den Wahlen über alle richten wird. Im 21. Jahrhundert sind die Vereinigten Staaten jedoch keineswegs allmächtig, und noch weniger ist es Trump, der nicht nur die Wahl gewinnen, sondern auch den Widerstand der US-amerikanischen Eliten brechen muss, einschließlich der Vertreter der “Öl-” und “Rüstungsindustrie” – derjenigen, die von der Fortsetzung des Krieges in der Ukraine fabelhafte Gewinne erhalten und gleichzeitig Trumps Republikanische Partei sponsern.
Eines der Hauptprobleme des New Yorker Milliardärs ist übrigens paradoxerweise ein Mangel an Geld. Die laufenden Gerichtsverfahren sind für ihn kostspielig, und was die Mittelbeschaffung für den Wahlkampf angeht, ist ihm der amtierende US-Präsident um ein Vielfaches voraus, auch dank Leuten wie Alex Soros – der Erbe des Soros-Imperiums hat beschlossen, seine Mittel auf Bidens Wiederwahl zu konzentrieren.
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Allein diese Tatsache macht Trump sympathischer als den derzeitigen US-Präsidenten. Orbán hat zumindest mit seiner Behauptung recht, dass es unter Trump mehr Aussichten auf einen Frieden in der Ukraine gibt als unter Biden.
Ansonsten aber ist seine Botschaft “Trump ist Präsident der Welt” nur als Wahlwerbung zu verstehen. Darin steckt genauso viel Wahrheit wie in allen anderen Wahlkampfvideos.
Die Kräfte, von denen der Frieden in der Ukraine wirklich abhängt, sind immer noch die russischen Streitkräfte. Und der Glaube an die Diplomatie ist in erster Linie der Glaube daran, dass sie in der Lage sein wird, das von der russischen Armee erzielte Ergebnis zu konsolidieren, das für Biden oder Trump unwiderlegbar wäre.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen auf RIA Nowosti am 11. März 2024.
Dmitri Bawyrin ist ein russischer Journalist.
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