Am 13. April hielt Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), eine virtuelle Pressekonferenz ab. Darin sprach er unter anderem von der humanitären Krise in der Ukraine im Zusammenhang mit dem russischen Militäreinsatz und forderte eine diplomatische Lösung des Konfliktes.
Gleichzeitig äußerte Tedros seine Enttäuschung darüber, dass Konflikte und humanitäre Krisen in Asien und Afrika – darunter in seinem Heimatland Äthiopien – weit weniger internationale Aufmerksamkeit als die gegenwärtigen Ereignisse in der Ukraine erhalten.
“Ich weiß nicht, ob sich die Welt um weiße und schwarze Leben wirklich gleich viel kümmert”, merkte der WHO-Generaldirektor an. “Die ganze Aufmerksamkeit für die Ukraine ist natürlich wichtig, weil es die ganze Welt betrifft, aber nicht einmal ein Bruchteil davon wird Tigray, Jemen, Afghanistan, Syrien oder anderen gewidmet, nicht einmal ein Bruchteil”, klagte er und hob hervor:
Und ich muss ganz ehrlich sagen: Die Welt behandelt menschliche Rassen nicht gleich. Manche sind gleicher als andere. Und wenn ich es sage, schmerzt es mich, weil ich es sehe. Es ist schwer zu akzeptieren, aber es passiert tatsächlich.
Seit fast zwei Monaten sorgt die russische Militäroperation in der Ukraine weltweit für Schlagzeilen. Die USA, die EU und ihre Verbündeten nahmen sie zum Anlass, Russland mit immer härteren Sanktionen zu belegen und Waffenlieferungen an die Kiewer Regierung zu organisieren. Zahlreiche internationale Unternehmen von Apple bis McDonalds haben ihre Geschäftstätigkeiten in Russland eingestellt.
Indessen stehe die abtrünnige äthiopische Region Tigray trotz eines Waffenstillstands de facto noch immer unter einer Blockade durch die Streitkräfte Äthiopiens und Eritreas, merkte Tedros an. Menschen würden nur aufgrund ihrer Ethnizität “bei lebendigem Leibe verbrannt”, Hunderttausende seien von Hunger bedroht, während nur ein Prozent der benötigten Hilfsgüter geliefert werde.