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ifo-Chef Clemens Fuest: Verknappung des Stroms war eine politische Entscheidung

Fuest

Quelle: www.globallookpress.com © Frank Hoermann / SVEN SIMONClemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts und Direktor des Zentrums für Wirtschaftsstudien auf der Münchner Wirtschaftsdebatte am 7. November 2022.

Während die USA, Italien, Frankreich, Spanien, Großbritannien und Russland ein Wirtschaftswachstum verzeichnen, mehren sich in Deutschland die Anzeichen einer Rezession. Für diese Entwicklung gibt es laut Clemens Fuest, Chef des Münchner ifo-Instituts, mehrere Ursachen, wie er am Montag gegenüber Deutschlandfunk sagte.

Zum einen sorgten die steigenden Zinsen infolge der Versuche, die Inflation zu senken, für einen Rückgang der Nachfrage, zum Beispiel im Baugewerbe oder bei Krediten für den Konsum. Mit der Inflation hätten jedoch auch andere Staaten zu kämpfen.

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Zum anderen leidet besonders die deutsche Wirtschaft unter Fachkräftemangel und Energieknappheit, die wiederum hohe Strompreise zur Folge habe. Beide Faktoren führten dazu, dass Unternehmen es sich zweimal überlegen würden, ob sie in Deutschland investieren. Besondere Fälle sind auch die Auto- und die Chemie-Industrie.

Erneuerbare Energie in Deutschland besonders teuer

Die Auto-Industrie befinde sich gerade in einem Transformationsprozess zur Elektromobilität und fahre damit “so mittelmäßig gut”. Die Chemie-Industrie sei besonders von Erdgasimporten aus Russland abhängig, “und die fallen jetzt weg”.

Die Subvention von Industriestrompreisen, wie es Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorschlug, hält Fuest laut eigenen Worten für keinen guten Weg. Großen Unternehmen könnten die Subventionen helfen, die Folge wäre aber, dass Strom in Deutschland noch knapper und damit noch teurer werden würde.

Habeck erwarte, dass die Subvention von Industriestrompreisen nur eine Brücke sei, bis der Strom durch den Ausbau erneuerbarer Energien von allein billiger werde. Doch genau das stehe infrage, so Fuest, denn erneuerbare Energie sei in Deutschland eben nicht günstiger herzustellen als in anderen Ländern, sondern eher teurer:

“Wir haben eben weniger Sonne als Südeuropa. Wir haben weniger Wind als Nordeuropa.”

Und für die Zeit, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauche man Gaskraftwerke, so Fuest. Für ihn spreche daher viel dafür, dass Deutschland auf Dauer ein Land mit “eher hohen” Energiepreisen sein werde, mit allen Folgen für die ansässigen Industrien.

Stromproduktion: Kein echter Plan für die Zukunft

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Die Stromknappheit könne man nur lösen, indem man selbst mehr Strom produziere oder importiere, doch die Importländer würden sich laut Fuest zu Recht fragen, warum sie für Stromlieferungen an Deutschland höhere Stromkosten in Kauf nehmen sollen, wenn die Deutschen ihre Kernkraftwerke abschalten und sich weigern, eigenes Gas zu fördern.

Aus diesem Grund werde man in Deutschland um Bemühungen für eine eigene, effizientere Stromproduktion nicht herumkommen. Einen echten Plan gebe es hierfür laut Fuest aktuell jedoch nicht, und selbst der Ausbau der erneuerbaren Energie gehe kaum voran, weil die Planungs- und Genehmigungsverfahren so lange dauern würden.

Man habe sich eben politisch entschieden, das Stromangebot in Deutschland letztlich zu begrenzen, und jetzt müsse man die Konsequenzen tragen. Diese würden lauten: Deindustrialisierung bei sehr energieintensiven Produktionen, höhere Energiekosten und letztlich niedrigerer Wohlstand.

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