Greta Thunberg an Israel: “Völkermord ist keine Selbstverteidigung”
Die eigentliche Frage ist nun: Wohin gehen wir von diesem Punkt aus weiter? Israel kämpft strategielos in Gaza und tötet weiterhin zahllose palästinensische Zivilisten. Es gibt keine Anzeichen für eine Niederlage der Hamas, und die humanitäre Lage, die Martin Griffiths, der Unter-Generalsekretär für humanitäre Angelegenheiten der UN, als “die schlimmste humanitäre Katastrophe aller Zeiten” bezeichnete, verschlechtert sich zusehends. Während alleine dies ernst zu nehmen ist, besteht zudem auch die Gefahr des Ausbruchs eines regionalen Kriegs, falls der israelische Angriff gegen Gaza noch weiter eskaliert. Die libanesische Hisbollah ist derzeit in regelmäßige Gefechte mit der IDF entlang der israelisch-libanesischen Grenze verwickelt und hat das Ausmaß der Angriffe auf israelische Militärziele ausgeweitet.
Der Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas bewies, dass die palästinensische Seite in der Lage ist, sich auch diplomatisch zu engagieren. Der Gefangenenaustausch diente auch dazu, der Welt zu zeigen, dass Israel ebenfalls Frauen und Kinder gefangen hält. Den von der Hamas freigelassenen israelischen Zivilisten, von denen die meisten dabei gefilmt wurden, wie sie lächelnd den Kämpfern der Hamas zum Abschied die Hand schüttelten und ihnen für ihre Freilassung dankten, wurde es untersagt, direkt mit den Medien über ihre Erfahrungen in der Geiselhaft zu sprechen. Andererseits berichteten palästinensische Frauen und Kinder von Misshandlungen, Folter und Demütigungen, die sie durch ihre israelischen Gefängniswärter erlitten haben. Dies stellte ein weiteres Debakel für die israelische Regierung und ihre Öffentlichkeitsarbeit dar, da sie nun schuldiger da steht als die Hamas.
Die US-Regierung sitzt bei diesem Konflikt mit am Steuer. Washington hätte die Macht, die Kampfhandlungen jederzeit zu beenden, verlängert aber weiterhin dieses Desaster. Während der siebentägigen Kampfpause änderte sich nichts zugunsten Israels, was einen Sieg möglich gemacht hätte. Für den bewaffneten Konflikt in Gaza kann es keine militärische Lösung geben. Die USA müssen erkennen, dass dieser Konflikt niemals enden wird, und zwar so lange nicht, bis dem palästinensischen Volk Gerechtigkeit und Freiheit gewährt wird. 75 Jahre lang haben die Regierungen des kollektiven Westens das Leid des palästinensischen Volkes ignoriert und sind nie als objektive Friedensvermittler aufgetreten.
Gewalt erzeugt Gewalt und Hass erzeugt Hass. Es ist nicht möglich, die Palästinenser einfach zu ermorden oder sie zu unterwerfen. Selbst wenn die Hamas besiegt werden sollte, werden in Zukunft weitere Gruppierungen auftauchen, um sich für ihre getöteten Brüder, Schwestern, Eltern und Kinder zu rächen und für die Eigenstaatlichkeit zu kämpfen. Wenn die internationale Gemeinschaft zusammenkommen würde, könnte dieser Kreislauf durchbrochen werden. Aber dies erfordert Mut.
Aus dem Englischen.
Robert Inlakesh ist ein politischer Analyst, Journalist und Dokumentarfilmer, der derzeit in London, Großbritannien, lebt. Er hat aus den palästinensischen Gebieten berichtet und dort gelebt und arbeitet derzeit für Quds News. Regisseur von “Diebstahl des Jahrhunderts: Trumps Palästina-Israel-Katastrophe”.
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