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Klingeling: Fledermäuse können sich über vier Jahre an bestimmte Handytöne erinnern

Klingeling: Fledermäuse können sich über vier Jahre an bestimmte Handytöne erinnern

Quelle: www.globallookpress.com © M. Mahlke/blickwinkel/ Global Look PressDas Große Mausohr kann so klingen wie stechwütige Insekten, um hungrigen Eulen zu entkommen.

Batman kann vieles, aber in Sachen akustische Nachahmung hat die Natur dem Leinwandhelden wohl einiges voraus. Die akustische Welt der Fledermäuse ist sehr reichhaltig, samt Sozialrufen zu Unmuts- oder Angstbekundungen und anderen Nuancen. Aber vor allem ihre Fähigkeit, Geräusche zu erkennen und zu imitieren, ist faszinierend. Beispielsweise kann das Große Mausohr stechende Insekten akustisch imitieren, um damit gezielt mögliche Fressfeinde wie Eulen zu täuschen und sich so das Leben zu retten. Hinzu kommt offenbar ein beeindruckendes Gedächtnis.

Laut neuer Forschungsergebnisse sind wilde Fledermäuse mit ein wenig Konditionierung dazu in der Lage, sich an Telefonklingeltöne – also Geräusche, die mit ihrer natürlichen Umgebung nichts zu tun haben – über vier Jahre lang zu erinnern.

Das ergab eine neue Studie, die letzte Woche in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde. Forschern geben diese Ergebnisse auch Aufschlüsse über die Gedächtnisleistung von Wildtieren. Das Langzeitgedächtnis von Fledermäusen wäre diesen Erkenntnissen zufolge mit denen anderer Gedächtnismeister in der Tierwelt gleichauf wie Affen und Krähen.

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Für die Untersuchung fingen Forscher 49 wild lebende Fransenfledermäuse – Trachops cirrhosus, eine mittelgroße Fledermaus, die in Mittel- und Südamerika lebt – und trainierten sie darauf, zu einem bestimmten Klingelton zu fliegen, indem sie sie mit Futter dafür belohnten. Üblicherweise reagieren diese Fledermäuse auf die Paarungsrufe verschiedener Frosch- und Katydidenarten. Fledermäuse können dabei giftige von ungiftigen Arten allein anhand der unterschiedlichen Laute unterscheiden.

Um die Fledermäuse zu konditionieren, platzierten die Wissenschaftler einen Köderfisch-Snack über einem Lautsprecher und spielten dann den Paarungsruf des männlichen Túngara-Frosches ab, eine der Lieblingsspeisen der Fledermäuse. Nach und nach mischten die Forscher den Froschruf mit dem Klang eines Klingeltons – einem dreistimmigen Textnachrichtenton, der auf vielen Smartphones standardmäßig installiert ist – und schließlich ersetzten sie den Froschruf vollständig mit dem Klingelton. In den Videos zu der Studie ist zu sehen, wie die Fledermäuse auf den wiederholten Klingelton sichtlich reagieren, indem sie zucken und ihre Ohren drehen. Elf bis 27 Tage lang verzehrten die Fledermäuse jeweils mindestens 40 Snacks, wenn sie zu dem Lautsprecher flogen, der den Klingelton abspielte. Die Forscher führten auch drei andere Klingeltöne ein, die aber nicht mit einer Futterbelohnung verbunden waren.

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So trainierten sie die Fledermäuse, einen bestimmten Klingelton als relevant zu erkennen. Zumindest schien dies so, nachdem die Tiere samt Mikrochip zunächst in die freie Wildbahn entlassen und acht von ihnen nach vier Jahren wieder eingefangen wurden. Die Fledermäuse schienen sich an die Logik des Trainings zu erinnern und flogen direkt in Richtung des Lautsprechers, der den nahrungsbezogenen Klingelton abspielte. Auch waren sie offenbar in der Lage, zwischen dem Klingelton und einem neuen Ton zu unterscheiden.

Einer Art Kontrollgruppe von 17 untrainierten Fledermäusen wurden ebenfalls die Klingeltöne vorgespielt, doch flogen diese nicht zu den Geräten, was darauf schließen lässt, dass das Verhalten der wieder eingefangenen Fledermäuse auf die anfängliche Konditionierung zurückzuführen ist.

“Ich war überrascht”, so May Dixon, Evolutions- und Umweltbiologin an der Ohio State University und eine der Autorinnen der Studie, in einer Erklärung. “Ich ging davon aus, dass mindestens ein Jahr eine vernünftige Zeitspanne wäre, um sich zu erinnern, angesichts all der anderen Dinge, die sie wissen müssen, und angesichts der Tatsache, dass das Langzeitgedächtnis echte Kosten hat. Vier Jahre scheinen mir eine lange Zeit zu sein, um ein Geräusch zu behalten, das man vielleicht nie wieder hören wird.”

Denn während das Erinnerungsvermögen in freier Wildbahn den Vorteil bringt, dass so interessante, aber nicht immer hörbare Beute wiedererkannt werden kann, kostet es das Tier außerdem einiges an Energie, da ein Langzeitgedächtnis im Allgemeinen auch “stoffwechselintensiv” ist, schreiben die Forscher. Es kann zudem die Entscheidungsfindung verlangsamen oder das Abrufen jüngerer Erinnerungen behindern. Bisher gibt es wenig Erkenntnisse über das Gedächtnis von Tieren in freier Wildbahn, da viele Studien – so über das Gedächtnis von Delfinen, Schildkröten oder Seelöwen – an Tieren durchgeführt wurden, die in Gefangenschaft leben.

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