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Lehrermangel in Baden-Württemberg: “Wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt”

Didacta

Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Arnulf HettrichDie alljährliche didacta, Europas größte Messe der Bildungswirtschaft, am 7. März 2023 in Stuttgart

In der Ankunftshalle des Stuttgarter Flughafens sorgt ein Großplakat aktuell für Aufregung. Mit lila Großbuchstaben auf gelbem Hintergrund ruft es laut “Hurraaa!”, um so auf das Anwerben neuer Lehrkräfte für das Bundesland Baden-Württemberg aufmerksam zu machen. Weiter geht der Aufruf: “Gerade gelandet und keinen Bock auf Arbeit morgen?” Und unter Missachtung jeglicher Rechtschreibung und Zeichensetzung lautet die Antwort: “Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in.”

250.000 Euro habe das Kultusministerium von Baden-Württemberg seine Kampagne die Steuerzahler kosten lassen, weiß Die Welt. Kritische Stimmen zu dem Plakat, wie die der Landesvorsitzenden des Realschullehrerverbandes Karin Broszat, warfen dem Kultusministerium “Niveaulosigkeit” und “Geringschätzung” von Pädagogen vor:

“Man wusste vor dieser Kampagne nicht, wie viel Blödheit auf ein einziges Plakat passt. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen.”

Verband: “Verantwortungsloses Spiel mit Vorurteilen”

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Der Verband “Bildung und Erziehung Baden-Württemberg” bezeichnete das Plakat sogar als “Beleidigung” und Schlag ins Gesicht für alle Lehrkräfte, die sich “in 60-Stunden-Wochen um die Beschulung tausender Flüchtlingskinder” kümmerten. Der baden-württembergische stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende des Landtages Stefan Fulst-Blei sprach von einem “verantwortungslosen Spiel mit Vorurteilen”. Die zuständige Kultusministerin Theresa Schopper (Bündnis 90/Die Grünen) solle sich schleunigst bei den über 100.000 Lehrern Baden-Württembergs entschuldigen.

Der CDU-Parlamentarier Andreas Sturm sagte, die Lehrkräfte würden zu recht kritisieren, dass es so aussehe, als könne jeder, der keine Lust auf Arbeit hat, Lehrer werden. Florian Hummel, Landeschef der Jungen Union, warf der Kultusministerin vor, ausgerechnet “die Faulsten” anwerben zu wollen. Der Anspruch müsse jedoch sein, die besten und talentiertesten Lehrer zu gewinnen.

Kultusministerium: 8.000 Interessierte erreicht

Als Reaktion auf die Kritik räumte das Kultusministerium ein, dass die Werbesprüche der Kampagne bewusst provokant gewählt worden seien. Man müsse schließlich auffallen, und das würde gelingen, sagte ein Sprecher. Bereits in den ersten Wochen nach Beginn der Kampagne im Juli etwa habe man über 8.000 Interessierte auf die Webseite des Landes für das Anwerben von Lehrern gelockt. Auch sollten Quereinsteiger, die das Plakat anders lesen würden, damit angesprochen werden.

Der Lehrermangel gilt als das drängendste Thema in der aktuellen Bildungspolitik Deutschlands. Nach Einschätzung des Deutschen Lehrerverbandes fehlen aktuell zwischen 32.000 und 40.000 Lehrer. Hinzu kommen über 150.000 Ruheständler, die in den kommenden Jahren ersetzt werden müssen.

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