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Montjan zum möglichen Verbot von YouTube in Russland: Nichts übereilen, bitte!

Montjan zum möglichen Verbot von YouTube in Russland: Nichts übereilen, bitte!

Symbolbild

Von Tatjana Montjan

YouTube hat den Kanal von Sachar Prilepin gesperrt, woraufhin im russischen Internet eine neue Welle von Diskussionen darüber entbrannte, ob es an der Zeit ist, diesen Dienst in Russland zu verbieten.

Wir haben bereits gesagt, dass dieses Problem zwei Aspekte hat. YouTube (wie auch Meta) ist zweifellos ein Instrument der Informationskriegsführung in den Händen der Vereinigten Staaten. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln – wenn wir es schon von amerikanischen Kongressabgeordneten wissen –, dass YouTube vom FBI Verbotslisten zugesandt wurden. Und ja, um der Informationssicherheit willen sollte YouTube früher oder später verboten werden – so wie es zum Beispiel in China bereits gemacht wurde. 

Youtube löscht Kanal der legendären Prankster Wowan und Lexus

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Allerdings gibt es ein Problem: China hat eine Menge eigener alternativer Online-Videodienste, Russland nicht. Ich spreche jetzt nicht von TikTok, sondern zum Beispiel von Bilibili, Youku oder iQIYI, die übrigens nicht nur YouTube für die Bewohner des himmlischen Reiches ersetzt haben, sondern sich auch anderswo in Asien großer Beliebtheit erfreuen und allmählich beginnen, das amerikanische Videohosting in Ländern wie Südkorea, den Philippinen, Indonesien und anderen zu überholen.

Und es reicht nicht aus, eine Streaming-Plattform zu schaffen und sie sogar gut zu gestalten (zum Beispiel mit Spracherkennung und anderen Funktionen). Es ist notwendig, sie mit Inhalten zu füllen. Und dafür muss man die Schöpfer dieser Inhalte anlocken und ihnen angemessene Bedingungen bieten. Und ich spreche nicht nur von Monetarisierung, sondern zum Beispiel auch von Content-Promotion. Grob gesagt, muss ein Video-Blogger wissen, dass er auf RUTUBE mehr oder zumindest nicht weniger Views und Geld für ein Video auf Russisch bekommt als für ein ähnliches Video auf YouTube.

Nun, dafür ist es notwendig, eine gute Integration der Plattform mit nationalen Suchdiensten zu gewährleisten. Und zwar nicht nur auf dem russischen Inlandsmarkt, sondern auch auf dem russischsprachigen Markt im Allgemeinen. Dies ist genau die Art von Dingen (neben anderen Dingen natürlich), die von Fachleuten, die für Informationspolitik und Digitalisierung verantwortlich sind, angegangen werden müssen.

Und nur wenn diese Bedingungen geschaffen sind, wird in zehn (oder fünfzehn) Jahren die Mehrheit der Internetnutzer wirklich auf lokale Dienste umsteigen, und ausländische Dienste können schmerzlos verboten oder eingeschränkt werden. Mit anderen Worten: An die Möglichkeit, YouTube heute zu sperren, hätte man schon 2008 denken müssen. Damals wurden dieser und andere Dienste übrigens zum ersten Mal in ausgereifter Form als Propagandawaffe gegen Russland eingesetzt, damals im Zusammenhang mit den Ereignissen in Südossetien.

"Damit war das Ende der Ukraine besiegelt" – Vor zwei Jahren verbot Selenskij drei Oppositionssender

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Der zweite Aspekt besteht darin, dass der Anteil der Politik am Gesamtvolumen der YouTube-Inhalte vernachlässigbar ist. Der Hauptwert dieses Dienstes liegt in den nicht-politischen Inhalten, die seit Jahrzehnten von sehr talentierten russischsprachigen Menschen erstellt worden sind. Glauben Sie mir, die “Fixies” oder der “Blaue Traktor” haben hundertmal mehr für die Popularisierung und das Erlernen der russischen Sprache getan als die Milliarden Haushaltsmittel verschlingenden Kämpfer der Informationsfront von Russland zusammen. Was für eine riesige Menge an wissenschaftlich informativen und für Kinder unterhaltsamen und lehrreichen Inhalten wird geschaffen und auf YouTube eingestellt. Zweifeln Sie nicht daran, dass diese Videos sowohl im westukrainischen Galizien als auch in Zentralasien und sogar in Europa und Amerika gesehen wurden und gesehen werden. All das kann mit einem Federstrich verloren gehen, einfach weil die großen Bosse den Wert dieser Inhalte nicht erkannt haben und die Frage der Motivation der Autoren, sie auf RUTUBE zu übertragen, nicht einmal in ihren Köpfen aufkam. 

Generell verhält es sich mit YouTube genauso wie mit vielen anderen Dingen auch: Um etwas zu tun, muss man erst einmal gründlich nachdenken, einen Plan machen und das am besten nicht heute, nicht gestern, sondern am besten vorgestern schon. Spätestens jetzt sollte man mit dem anfangen, was man in der Vergangenheit versäumt hat, und das tun, was uns irgendwann ermöglichen wird, YouTube zu ersetzen und zu verbieten.

Hoffen wir, dass es dann nicht zu spät sein wird.

Übersetzung aus dem Russischen.

Tatjana Montjan ist eine prominente ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin mit Millionenpublikum. Im Jahr 2004 noch auf der Seite des ersten Maidan, bezeichnete sie den Euromaidan im Herbst 2013 als Zerstörung der ukrainischen Staatlichkeit und stellte sich entschieden gegen diesen. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UN über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt tägliche Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. Ihr Kanal auf YouTube wurde im Frühjahr 2022 durch das US-Unternehmen gelöscht.

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