Quelle: www.globallookpress.com © Dmytro Smolyenko / Keystone Press Agency Sechs Blöcke des Atomkraftwerks Saporoschje auf dem Gebiet der Stadt Energodar erzeugen bis zu 42 Milliarden kWh Strom und machen das AKW zum größten Kernkraftwerk nicht nur in der Ukraine, sondern auch in ganz Europa.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hat Kiew am Donnerstagmorgen Kommandotrupps entsandt, um das Kernkraftwerk Saporoschje zu erobern.
Der Erklärung zufolge gab es zwei getrennte “Sabotagegruppen” mit insgesamt bis zu 60 Mann, die mit sieben Booten den Kachowka-Stausee überquerten und am frühen Donnerstagmorgen etwa drei Kilometer nordöstlich von dem Atomkraftwerk Saporoschje entfernt anlandeten. Sie versuchten daraufhin, die Kraftwerksanlage, die seit März von russischen Truppen bewacht wird, in ihre Gewalt zu bringen, so das russische Ministerium weiter. Das russische Militär erklärte, es habe Maßnahmen ergriffen, um “den Feind zu vernichten, unter anderem durch den Einsatz von Kampfflugzeugen zur Luftunterstützung”.
Liveticker Ukraine-Krieg: IAEA-Mission im AKW Saporoschje angekommen
Das Ministerium berichtete außerdem, dass die ukrainische Artillerie etwa zwei Stunden nach der Landung der Kommandotrupps mit dem Beschuss eines bestimmten Ortes in der Nähe der Stadt Energodar begann, in der sich das Kraftwerk befindet. Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die auf dem Weg zu einer Besichtigung der Anlage sind, sollen dem Bericht zufolge diesen Treffpunkt beim Dorf Wassiljewka passieren. Das Verteidigungsministerium erklärte weiter:
“Die Provokation des Kiewer Regimes zielt darauf ab, die Ankunft der IAEA-Mission im Kernkraftwerk Saporoschje zu verhindern.”
Das Kraftwerk Saporoschje und die Stadt Energodar befinden sich seit März unter russischer Kontrolle. Im August wurde das Atomkraftwerk regelmäßig mit Artillerie und Drohnen angegriffen, wofür Moskau den Regierenden in Kiew die Schuld gab. Die ukrainische Seite jedoch bestritt dies und behauptete zugleich, das russische Militär nutze angeblich die Kraftwerksanlage als Militärbasis und stationiere dort schwere Waffen. Moskau wies diese Vorwürfe zurück und erklärte, es gebe dort nur leicht bewaffnete Wachleute zum Schutz und zur Verteidigung der Anlage.
Russlands Außenminister Sergei Lawrow kommentierte die Lage rund um das AKW laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti mit den Worten:
“Ich hoffe, dass die Provokationen, die die Ukraine in der Situation um das AKW Saporoschje fortsetzt, einschließlich der heutigen Truppenlandung, nicht zu einer Katastrophe führen werden.”
Die IAEA-Mission mit etwa 14 multinationalen Atomenergie-Experten unter der Leitung vom IAEA-Chef Rafael Grossi wurde diese Woche nach mehrfacher Terminverschiebung in die Ukraine entsandt. Sowohl Moskau als auch Kiew stimmten dem Besuch der Inspekteure zu, begrüßten ihn und verpflichteten sich, die Mission zu unterstützen. Derweil warfen aber beide Seiten der jeweils anderen Seite vor, die Experten am Erreichen des Zielpunkts hindern zu wollen.
UN-Team besucht Kernkraftwerk Saporoschje “innerhalb von Tagen”
Die Internationale Atomenergie-Agentur soll sich als unabhängige, UNO-nahe Aufsichtsbehörde ein Bild von der Lage vor Ort machen, die Sicherheit des Kernkraftwerks überprüfen und sicherstellen, dass die Standards zur Verhinderung der Ausbreitung radioaktiver Gefahren eingehalten werden. Die Anlage in Saporoschje ist die größte ihrer Art in Europa und beherbergt nach Angaben der IAEA auch Dutzende Tonnen angereichertes Uran und Plutonium in ihren Reaktorkernen und Lagereinrichtungen.
Energoatom, der ukrainische Betreiber des Kernkraftwerks, behauptete am Donnerstag, Russland habe die Anlage mit Mörsergranaten beschossen, was zur Abschaltung eines der beiden derzeit noch in Betrieb befindlichen sechs Reaktoren vom Typ WWER-1000 geführt habe. Auch die mit Russland verbündeten örtlichen Behörden meldeten die Abschaltung unter Berufung auf unbestätigte Berichte, erklärten aber, dass vielmehr die Ukraine die Anlage angegriffen hätte. Obwohl das AKW unter russischer Kontrolle steht, ist dort weiterhin ukrainisches Personal für den technischen Betrieb beschäftigt.
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