Coronavirus

Überfüllte Tierheime: Nach der verordneten Einsamkeit im Lockdown werden Haustiere nun lästig

Überfüllte Tierheime: Nach der verordneten Einsamkeit im Lockdown werden Haustiere nun lästig

Quelle: www.globallookpress.com © © Christoph Hardt via www.imago-imHaustiere in Deutschland: temporäre Liebe und Nutzwirkung, danach ausgedient und überflüssig

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, hat sich gegenüber dem SPD-nahen RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) besorgt über den Umgang der Bürger mit den in der Corona-Krise angeschafften Hunden und Katzen geäußert. Aktuell sei die Lage in den Tierheimen wegen dramatischer Überfüllung nach der Corona-Pandemie mehr als besorgniserregend. 

Es müsse daher sichergestellt werden, “dass die Besitzer sich ihrer Tiere nicht anderweitig entledigen”, so Schröder wörtlich vom RND zitiert. Durch die restriktive Corona-Politik, ausgehend von der Merkel-Regierung sowie auch durch die Ampelkoalition, sehnten sich anscheinend doch sehr viele Menschen nach Zuwendung und Körperkontakt.

Der Tierschutzbund-Präsident resümiert diese Zeit mit klaren und unmissverständlichen Worten. So heißt es seitens Schröder im RND-Artikel:

“Der Haustierboom, den wir in der Corona-Zeit erlebt haben, zeigt seine Folgen aktuell mit voller Wucht. Tiere, die in dieser Zeit ohne Sinn und Verstand von den Menschen angeschafft wurden, sitzen nun in den Tierheimen (…) Tagtäglich melden sich immer mehr Menschen, die ihre Tiere abgeben wollen. Vor dieser Abgabeflut haben wir lange gewarnt.”

Der Verweis auf eine Tieranschaffung “ohne Sinn und Verstand” kann im Rahmen der dargestellten Ausnahmesituation in den Tierheimen zumindest kontrovers betrachtet werden. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland ungefähr 16,71 Millionen Einpersonenhaushalte. Dies bedeutete damit in den Zeiten temporärer Lockdowns im öffentlichen Leben – den Verboten von Zusammentreffen kleiner und größerer Gruppen im privaten und öffentlichen Raum und zudem längerfristige Stilllegung des kulturellen Lebens (Konzerte, Kino, Theater, Museen) – einen unfreiwilligen Schritt in die belastende Einsamkeit oder auch schlichtweg Langeweile.

Tierschutzbund: Höhere Gaspreise fatal für den Tierschutz

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Parallel gab es Millionen Haushalte mit überforderten Erziehungsberechtigten, die rein zur unkomplizierten Befriedung der belastenden Familiensituation über Jahre, sich spontan oder als letztes Mittel aus Verzweiflung für ein Haustier entschieden haben. Die fatalen Spätfolgen einer unbarmherzigen Corona-Politik zeigen sich nun auch am Beispiel überfüllter Tierheime in Deutschland.

Dem Tierschutzbund sei bislang kein Tierheim in Deutschland bekannt, “das aktuell nicht voll ist oder sogar mehr Tiere beherbergt als eigentlich vorgesehen”. Der Bund-Präsident mahnt daher an:

“Wenn Tierheime an ihre Grenzen stoßen und nicht mehr anders können, als Tiere abzuweisen, die von ihren Haltern nicht mehr gewollt sind, birgt das natürlich eine Gefahr für die Tiere selbst.”

Gefragt sei nun die Politik, also die Hauptverantwortlichen für die fatale Situation von Abertausenden Tieren im Land. So sei bereits eine Petition ins Leben gerufen worden, die sich an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und die Tierschutzbeauftragte der Bundesregierung, Ariane Kari, richtet. Die Petition hätte bereits über 100.000 Unterschriften sammeln können, wird jedoch seitens des RND nicht verlinkt. 

Kari erhielt erst im Juli 2023 auf Vorschlag des Bundeslandwirtschaftsministers ihren Posten und war zuvor stellvertretende Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg, dem Bundesland, in dem Özdemir seit Jahrzehnten politisch aktiv tätig ist. Die Stelle ist laut der Badischen Zeitung politisch umstritten. So kritisierte vor einigen Monaten der agrarpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Artur Auernhammer, “dass Cem Özdemir bereits eine zuständige Unterabteilung für Tierschutz” habe. Trotzdem schaffe “die Ampel eine Stelle für einen neuen Tierschutzbeauftragten, die den Steuerzahler insgesamt 258.000 Euro im Jahr kosten wird”, so die Zeitung im Mai 2023 berichtet.

“Die Tierheime wüssten demnach nicht, wie sie die explorierenden Energie-, Futter- und Tierarztkosten und den künftigen Mindestlohn bezahlen sollten”, so Tierschutzbundpräsident Schröder bereits Anfang August gegenüber dem RND. Zudem kämpften sie “mit einem anhaltenden Personalmangel und mit der steigenden Zahl betreuungsintensiver Tiere”. Das Problem explodierender Alltagskosten stellt sich natürlich auch den Tierbesitzern, wird seitens der RND-Artikel jedoch nicht thematisiert.

Wie dramatisch die Gesamtsituation sich darstellt, schildert der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes mit den Worten:

“Verzweifelte Hundehalterinnen und Hundehalter lassen ihre Hunde bereits durch Tierärzte töten, töten sie selbst oder versuchen, sie unter Angabe falscher Tatsachen im Tierheim abzugeben oder im Internet zu verkaufen.”

Das nun akute Problem sei ein schleichender Prozess mit Ankündigung. Der Tierschutzbund appellierte demnach regelmäßig an die Bundesregierung, Özdemir hätte finanzielle Hilfe angekündigt. “Seitdem habe sich nicht viel geändert, die aktuelle Lage in den Tierheimen ist offensichtlich weit dramatischer als noch im Vorjahr”, so Schröder bereits Anfang August gegenüber dem RND. Schröder besuchte zu diesem Zeitpunkt mit dem Bundeslandwirtschaftsminister ein Tierheim in Falkensee bei Berlin.

Der RND-Artikel erläuterte den damaligen Pressetermin unter anderem mit der Information:

“Im Haushalt werden 5 Millionen Euro Ukraine-Hilfe zur Verfügung gestellt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilte mit, an einer entsprechenden Förderrichtlinie zu arbeiten, mit der diese Mittel von den Tierheimen zügig beantragt werden könnten. Mit dem Geld könnten Tierheime dann die von ukrainischen Geflüchteten mitgeführten Tiere versorgen”, hieß es.

Hinsichtlich des weitaus dringenderen akuten Problems – jener fatalen Situation von Tierheimen in Deutschland – finden sich seitens des Landwirtschaftsministers oder der Tierschutzbeauftragten der Bundesregierung keinerlei Statements oder Zitate in den zwei RND-Artikeln zum Thema.

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