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Wie die Ukraine ihre Geschichte tilgt – Demontage des Sowjetwappens an Kiewer Wahrzeichen beginnt

Wie die Ukraine ihre Geschichte tilgt – Demontage des Sowjetwappens an Kiewer Wahrzeichen beginnt

Quelle: www.globallookpress.com Die mit einem volkstümlichen Blumenkranz verzierte Statue Mutter Heimat in Kiew während der Feierlichkeiten am 8. Mai 2015. Es war das erste Mal, dass die Maidan-Regierung die offiziellen Feierlichkeiten zum Sieg über den Nazismus am 9. Mai umdeutete und auf den 8. Mai verlegte.

Von Wladislaw Sankin

Die kolossale Statue Mutter Heimat auf dem Petscherski-Hügel in Kiew ist mit 62 Metern die höchste Statue Europas. Mit dem Sockel erreicht sie gar eine Höhe von 102 Metern, womit sie den fünften Platz weltweit einnimmt. Eingeweiht hat sie zusammen mit dem dazugehörigen Museumskomplex zu Ehren des Sieges der sowjetischen Völker im Großen Vaterländischen Krieg am 9. Mai 1981 der damalige Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnew.

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Angefertigt wurde die Statue aus einem speziellen einheimischen Stahl. Die vorgesehene Lebensdauer dieses einzigartigen Bauwerks beträgt bis zu 160 Jahre. Kein Wunder, dass die Mutter Heimat zu einem der beliebtesten Wahrzeichen der Stadt geworden ist.

Theoretisch hätte sie im Zuge der sogenannten Entkommunisierungskampagne entfernt werden müssen, wie Tausende weiterer Denkmäler, die an die Sowjet-Ukraine erinnerten. Doch das stand nicht zur Debatte, da sich die Maidan-Bilderstürmer auf die Entfernung des Sowjetwappens auf dem Schild in der linken Hand der Statue und dessen Ersetzung durch den Dreizack einigten, das derzeitige Staatswappen der Ukraine. Bevor er zum sogenannten kleinen Staatswappen der unabhängigen Ukraine im Jahr 1991 wurde, war der Dreizack ein beliebtes Symbol der ukrainischen Nationalisten und Nazi-Kollaborateure.

DIAM – State Inspection of Architecture and Urban Planning (Government of Ukraine

Doch technisch war das Vorhaben lange Zeit nicht umsetzbar, da die Demontagearbeiten die Statue aus dem Gleichgewicht hätten bringen können. Im schlimmsten Fall hätte dies zum Einsturz des 560 Tonnen schweren Bauwerks geführt. Nun teilte das Kulturministerium mit, dass die Umbauarbeiten am 26. Juli mit der Demontage des Wappens der Sowjet-Ukraine begonnen haben. 

Den Angaben zufolge wird die Neukonstruktion aus importiertem europäischen Metall angefertigt, wobei die Umbaukosten von umgerechnet 680.000 Euro von privaten Sponsoren getragen werden. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Schild zur Sicherung des Gleichgewichts der Statue mit daran angebrachten Gewichten stabilisiert wird. Die Fertigstellung des Projekts ist bis zum 32. Tag der ukrainischen Unabhängigkeit am 24. August geplant.

Der Umbau wird als großer, endlich zu einem Abschluss gebrachter Sieg über den Kommunismus, Sowjetismus und Russismus gefeiert. Gerade werden die noch verbliebenen Denkmäler mit Sowjet- oder Russlandbezug in anderen Teilen des Landes entfernt. Sie werden geschändet, mit Seilen vom Sockel gezogen, mit Baggern überfahren, mit Hämmern zerschlagen. Oder – als vergleichsweise zivilisierte Methode – per Seil am Kopf vom Sockel gehoben, wie es zuletzt den Statuen des großen russischen Dichters Alexander Puschkin sowie des Befreiers von Kiew, General Watutitsch, im zentralukrainischen Poltawa widerfahren ist.

Während der Sowjetzeit wuchs die Ukraine zu ihrer heutigen territorialen Größe heran. Insbesondere in den 1950er- und 1970er-Jahren ging es demographisch, bildungstechnisch und wirtschaftlich in der Ukraine bergauf. Das bestreiten nicht einmal die notorischen Gegner alles Sowjetischen. Architektonische oder technische Bauwerke, auf die die Ukraine stolz ist, sind nahezu ausnahmslos zu Zeiten der Kiewer Rus, des russischen Reichs oder eben in der Zeit der Sowjetunion entstanden – von der Westukraine einmal abgesehen.

Das alles ist geerbt und heute geschmäht. Das illustriert der Umgang mit dem Gedenken an Leonid Breschnew am deutlichsten. Breschnew stammte aus dem ukrainischen Kamenskoje im Gebiet Dnjepropetrowsk und war achtzehn Jahre lang, von 1964 bis 1982, Generalsekretär der KPdSU und damit faktisch der Staatschef einer der beiden großen Supermächte jener Zeit. Er hat viel für die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik getan, insbesondere Bauprojekte trieb er im großen Stil voran – vor allem die Schaffung von Wohnraum und den Ausbau der Industrie. Nun wurde auch seine Büste per Kran und Seil entfernt.

Passend dazu trat am Donnerstag das sogenannte “Antikolonisierungsgesetz” in Kraft, das die Nutzung aller geographischen Namen, die mit Russland und der Sowjetunion zu tun haben, verbietet. Innerhalb eines halben Jahres sollen entsprechende Ortsnamen ersetzt werden. Es kann kaum einen Zweifel daran geben, dass auch dieses Gesetz von den westlichen Beratern Kiews eingeflüstert wurde, denn die Narrative über die Notwendigkeit einer “Dekolonisierung” der Ukraine erfreuen sich im Westen seit Monaten großer Beliebtheit. 

Wenn Russland je ein Kolonialreich gewesen war, dann war es quasi eine “umgekehrte” Kolonie, die mehr für die Entwicklung ihrer Randgebiete getan hat als für das Kernland. Aber wen interessieren solche historischen Feinheiten? Eine neue “Nation” ist im Entstehen, die ihr Fundament auf historischer Amnesie, einem Sprach- und Kulturverbot und der kompletten Umerziehung der Bevölkerung baut. 

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Fast vergessen: Heute musste die Werchowna Rada über das Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche abstimmen. Dieses wurde vorerst aufgeschoben, denn gleichzeitig finden Gespräche zwischen der Regierung und dem Obersten Kirchenoberhaupt, Metropolit Onufrios, statt. Er wird zum totalen Bruch mit der Russisch-Orthodoxen Kirche gedrängt. Derweil geht die feindliche Übernahme der Gemeinden durch kräftige Männer mit Bolzenschneidern weiter. Die orthodoxen Weihnachten in der Ukraine wurden von Selenskij per Erlass entsprechend dem katholischen Jahreskreis auf den 25. Dezember vorverlegt. Damit rückt die Auflösung der Orthodoxie in der Ukraine und ihre Fusion mit der katholischen Kirche einen großen Schritt näher. 

Nicht nur die Dichte und Geschwindigkeit der Ereignisse in der Ukraine nehmen zu, sondern auch deren Skurrilität. Eine tausendjährige Kirche wird verfolgt und verboten, Denkmäler werden zu Tausenden geschändet und gestürzt, Ortsnamen ausgetauscht. Damit beweist das Kiewer Regime, dass der ukrainische Nationalismus auf Ablehnung und Hass fußt. Das ist sein “genetischer Defekt”, wenn man so will, der unweigerlich zum Zusammenbruch des auf dieser Grundlage gebauten Staates führen wird. 

Ausgerechnet der Umgang mit der Geschichte, der Sprache und der Kultur ist ein Zeugnis davon, dass die ukrainische Regierung in Wirklichkeit ein Besatzungsregime ist, das mit dem Land und den Leuten, über die es verfügt, nichts anzufangen weiß. Die “Zustimmung” der Bevölkerung wird wie in den Diktaturen des vorigen Jahrhunderts durch Repression, Einschüchterung, Propaganda und Zensur erzwungen. 

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All das stärkt in Russland den Glauben, dass es sich bei all diesen Handlungen um die letzten Zuckungen des failed states Ukraine handelt. Wenn das Regime in Kiew fällt, und daran gibt es in Moskau kaum noch Zweifel, werden all seine skurrilen Erscheinungen wie eine Schimäre verschwinden.

Dass die Rückkehr zu sich selbst erfolgreich funktionieren kann, zeigen jene vier ehemals ukrainischen Teilregionen, die seit dem letzten Jahr infolge der Kämpfe unter russische Obhut gekommen sind. Das ärgert die Herren in Kiew und lässt sie schneller das umsetzen, wozu sie bestimmt sind – die Ukraine zu einem geschichts-, kultur- und sprachlosen Hammer namens Anti-Russland zu machen. 

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