Ende dem US-Vasallentum! –Lafontaine hält Rede bei Ramstein-Demo
Für den Ort Wittlich wie für die ganze Region wäre ein offener Umgang, sprich, eine Gerichtsverhandlung vor einem deutschen Gericht, wichtig. Orte in der Gegend überlegen bereits, ob sie für ihre Volksfeste ein neues Sicherheitskonzept brauchen. Das spricht für eine tiefere Verunsicherung. Die Tatsache, dass der Wittlicher Bürgermeister wegen seiner Entscheidung, die Kirmes dennoch fortzusetzen, Drohbriefe erhielt, ist eigentlich auch ein Anzeichen für verdrängte Konflikte. Wobei die Reaktion darauf in einem Abspulen des bereits vertrauten Musters bestand: Der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds Rheinland-Pfalz äußerte sogleich, es brauche “ein Aufstehen der schweigenden Mehrheit gegen Hass und Hetze”.
Das klingt eigenartig vertraut und folgt dem Muster, das man beispielsweise aus Chemnitz noch erinnert, dessen Bürgermeisterin sich damals nach dem Mord in der Innenstadt vor allem darum sorgte, die Tat könne von Rechten ausgenutzt werden, und darüber sogar das Beileid an die Familie des Opfers vergaß. Statt solche Drohungen als Signal zu sehen, dass da wohl vieles nicht ausgesprochen wird und dass da womöglich ein schon länger schwelender Zorn ist, der sich nur zufällig gegen den Bürgermeister richtet, weil dieser über die Tat hinwegzugehen scheint, wird einfach die Schublade “Hass und Hetze” geöffnet und das Problem dort abgelegt.
Wie gesagt, eine kluge politische Reaktion wäre es, den Prozess vor ein deutsches Gericht zu bringen. Das würde auch signalisieren, dass man die Sache ernst nimmt. Es mag ja sein, dass unter Umständen die Strafen, die das US-Gericht verhängt, schwerer werden (wobei das Gegenteil eher der historischen Erfahrung entspricht, wenn es um US-Soldaten in Deutschland geht), aber den Fall einfach wegdrücken, weil es so bequem ist, das sorgt mitnichten dafür, dass sich die Atmosphäre zwischen jenen Einheimischen, die lieber keine US-Truppen dort stationiert hätten, und diesen Truppen verbessert.
Dass da einiges im Argen liegt, lässt sich aus einem aktuellen Bericht über einen Verein namens “Host Nation Council Spangdahlem” entnehmen (übersetzt so etwas wie “Rat des Gastlandes”). “Dem Verein sei aber wichtig, dass ein solches furchtbares Ereignis nicht dazu führen dürfe, dass ein Standort wie Spangdahlem wieder mehr als Ghetto betrachtet werde, wo die Menschen eher unter sich bleiben sollen”, sagt der Vorsitzende Jan Niewodniczanski. Wäre diese blutige Nacht in Wittlich der einzige Vorfall, würde dieser Satz anders klingen. Das erweckt eher den Eindruck, es sei in letzter Zeit, womöglich in den letzten Jahren, eine ganze Menge mehr passiert, und jetzt bestünde ernsthafte Gefahr, dass die einen mit den anderen nichts mehr zu tun haben wollten.
In Rheinland-Pfalz: US-Militär errichtet größtes Gefahrstofflager außerhalb der USA
“Junge Soldatinnen und Soldaten kommen fast jede Woche am US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem an. Sie bleiben meist nicht lange und haben vom Leben in Deutschland oft keine Vorstellung.” So der SWR -Bericht. Der Verein hat sich Integration auf die Fahnen geschrieben. Das ist bei einem vorübergehenden Aufenthalt natürlich utopisch. Aber die Mitglieder dieses Vereins gehören ohnehin nicht zu den Kritikern der US-Präsenz – er wurde 2003 gegründet, während des Irakkriegs, als die Mehrheit der Deutschen mit den US-Stützpunkten in Deutschland eher die Vorbereitungen zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verband.
Diesen Samstag begeht dieser Verein im Gemeindehaus Spangdahlem sein 20-jähriges Bestehen, und der rheinland-pfälzische Innenminister soll aus diesem Anlass auch erscheinen. Vielleicht hat er ja dort die Gelegenheit, zu erklären, warum er das Verfahren nicht für die deutsche Gerichtsbarkeit reklamiert.
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