Ausland

“Kann nur sagen: Weiter so!” Ein deutscher General a.D. freut sich über Terrorakte

"Kann nur sagen: Weiter so!" Ein deutscher General a.D. freut sich über Terrorakte

Screenshot: Klaus Wittmann

Von Dagmar Henn

Eigentlich sollte man beim pensionierten General Klaus Wittmann davon ausgehen, dass er das Handwerk noch ordentlich gelernt hat. Immerhin war die Bundeswehr zu der Zeit, als er anfing, noch eine Armee von einer halben Million. Und auch, wenn sich ehemalige Offiziere der NVA heute noch über sie lustig machen, verglichen mit heute war das eine wirklich ernst zu nehmende Armee. Was reitet ihn also, jetzt terroristische Handlungen gut zu finden?

Aber von vorn. Im Interview mit dem Nachrichtensender der Welt erklärt er zuerst, man müsse mit der ukrainischen Offensive Geduld haben:

“Wir sollten in noch viel stärkerem Maße die Ukraine ausrüsten und unterstützen mit militärischem Gerät. Dass Russland sich ein halbes Jahr so intensiv zur Verteidigung einrichten konnte und eingraben, und die Minenfelder in fast industriellem Ausmaß ausbringen konnte, hat ja auch damit zu tun, dass wir ein halbes Jahr zu spät sind mit vielen Lieferungen, die wir dorthin gebracht haben. Panzer, Schützenpanzer. Hätte der Bundeskanzler den Beschluss bereits im August, September fällen können, dann sähe es viel besser aus.”

Der Mann ist studierter Historiker, allerdings kein Militärhistoriker. Sonst wäre er schon einmal über die Tatsache gestolpert, die sich Rasputiza nennt, die Monate des Jahres, in denen sich der weiche Ackerboden in der Ukraine in metertiefen Schlamm verwandelt. Und dann liegt dazwischen noch der Winter. Selbst wenn der Westen die Ukraine mit allem verfügbaren Material (dessen Mengen sich bekanntlich in Grenzen halten) bereits im vergangenen Oktober zugeschüttet hätte, vor dem Mai dieses Jahres wäre das nichts geworden.

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Und die Minenfelder? Da haben sich selbst ukrainische Soldaten schon drüber lustig gemacht, dass ihnen ihre NATO-Ausbilder gesagt hätten, bei ihnen wären Minenfelder hundert auf zweihundert Meter groß, die könne man umfahren. Jetzt setzt sich selbst ein ehemaliger General vor die Kamera und tut so, als hätte noch niemand in der Militärgeschichte Minenfelder von mehr als zweihundert Quadratmetern verlegt, man hätte also nie damit rechnen können.

Anders gesagt: Die ganze NATO hat sich um Größenordnungen vertan mit diesem Krieg, von der Munition bis zur Zahl der involvierten Panzer, und da ist September oder März wirklich Jacke wie Hose.

Die Ausrede, die Wittman bringt, warum die ukrainische Offensive nicht von der Stelle kommt, ist nicht einmal seine Erfindung. Es sei bewaffnete Aufklärung, das sei eben eine kriechende Offensive. Wobei bewaffnete Aufklärung dazu dient, Schwachstellen des Gegners zu entdecken. Wenn man zwei Monate lang immer wieder an denselben Stellen nach Schwachstellen sucht und keine findet, dann sucht man an der falschen Stelle, oder es gibt schlicht keine. Man wartet fast darauf, dass er die stationäre Offensive erfindet.

“Der amerikanische Generalstabschef hat gerade gesagt, er sieht da keinen Misserfolg, er sieht bedächtiges, langsames Vorgehen. Die Ukrainer, die sind stärker bedacht auf das Schonen der Menschenleben ihrer Soldaten als die Russen.”

Berichte von der Front besagen: Nachdem bei den ersten Anläufen ein Drittel des gelieferten Geräts zerstört wurde – egal, ob Leopard oder Bradley –, greift das ukrainische Militär inzwischen weitgehend ohne schwere Technik an, und die Verlustzahlen sind entsprechend. Wie Wittman darauf kommt, dass die Ukrainer, die ihre Truppen ohne Minenräumgerät in die Minenfelder treiben, besser auf ihre Leute achten als die Russen, die hinter diesen Minenfeldern befestigte Stellungen haben und auf das, was durch die Minenfelder krabbelt, nur draufhalten müssen, ist Wittmanns Geheimnis.

Allerdings lässt er dann doch erkennen, dass er nicht so richtig zuversichtlich ist. Eine siegende Armee braucht nämlich keine Terroranschläge. Wittmann aber begrüßt sie:

“Und zur Kertsch-Brücke kann ich nur sagen: Weiter so!”

Nun, die stationäre Offensive ist mancherorts bereits dabei, sich in eine Retro-Offensive zu verwandeln, wenn man das Wort Frontbegradigung vermeiden will – gerade in der Gegend um Krasny Liman. Der General a.D. wird aber sicher vorerst dabei bleiben, wider besseres Wissen dem Publikum einen ukrainischen Sieg zu verkaufen. Was weder in der Form der kriechenden Bewegung, ob vorwärts oder rückwärts, noch in der Form des blanken Terrors sonderlich interessant oder Sympathie erweckend ist.

Einen Höhepunkt wird es allerdings geben, sollte Klaus Wittmann seine Auftritte zu diesem Thema weiter fortsetzen: Die Pirouette, die er hinlegt, wenn die USA die Ukraine fallen lassen (und das werden sie eher früher als später), die dürfte wirklich sehenswert werden.

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