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“Kein Land ist immun” – Zahl der Dürren stieg seit 2000 weltweit um 29 Prozent

"Kein Land ist immun" – Zahl der Dürren stieg seit 2000 weltweit um 29 Prozent

Quelle: Legion-media.ru (Symbolbild).

Seit dem Jahr 2000 sind Zahl und Dauer von Dürreperioden global gesehen um 29 Prozent gestiegen. Das geht aus dem UN-Dürrebericht hervor, der am Mittwoch auf der 15. Weltbodenkonferenz im westafrikanischen Abidjan, der ehemaligen Hauptstadt und heutigen Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste, vorgestellt wurde. Der wirtschaftliche Schaden durch Dürren wird in dem Bericht allein für die Jahre von 1998 bis 2017 mit rund 124 Milliarden US-Dollar (117 Milliarden Euro) beziffert.

“Land trocknet aus, fruchtbarer Boden verwandelt sich in Staub”, warnte Ibrahim Thiaw, Exekutiv-Sekretär des internationalen Abkommens zum Schutz der Böden (UNCCD). “Dürren gehören zu den größten Bedrohungen einer nachhaltigen Entwicklung.”

Doch während ein dramatischer Mangel an Wasser, der Verlust fruchtbaren Landes und die anhaltende Trockenheit bislang vor allem unterentwickelte Länder wie etwa in der Sahelzone getroffen hätten, seien zunehmend auch andere Regionen betroffen. Thiaw hatte bereits am Vortag die zunehmenden Dürrenperioden auch in Europa als einen “Weckruf für die Europäer” bezeichnet. “Kein Land ist immun gegen Dürre”, mahnte er.

Ist von einer Dürre die Rede, denken die meisten Menschen vermutlich eher an die Ausbreitung der Wüstengebiete im Sahel und an die wiederholten Hungerkatastrophen nach Dürren am Horn von Afrika, etwa in Äthiopien und Somalia, wo auch derzeit wieder viele Menschen seit Monaten vergeblich auf Regen warten.

Tatsächlich ist Afrika dem Bericht zufolge stärker von Dürren betroffen als jeder andere Kontinent. In den vergangenen hundert Jahren wurden dort mehr als 300 Dürreereignisse verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Das seien 44 Prozent aller Dürren weltweit. Zudem erleide Afrika südlich der Sahara in dramatischer Weise die Auswirkungen des Klimawandels. Extremwetterereignisse wie Dürre treten häufiger und intensiver auf.

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Doch auch in Europa wurden im vergangenen Jahrhundert immerhin 45 größere Dürren verzeichnet, die Millionen von Menschen trafen und einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von 27,8 Milliarden US-Dollar (rund 26,5 Milliarden Euro) verursachten. Inzwischen seien rund 15 Prozent der Landfläche und etwa 17 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union (EU) von Dürre betroffen, so der UN-Bericht. Die jährlichen wirtschaftlichen Verluste in der EU und in Großbritannien beliefen sich inzwischen auf neun Milliarden Euro jährlich.

“Jedes Jahr verliert die Welt eine Fläche mit fruchtbaren Böden vom Ausmaß Bulgariens”, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Abidjan. “Das müssen wir stoppen. Ohne fruchtbare Böden gibt es auch keine Nahrungsmittel.”

Die Bilanzen des Deutschen Wetterdienstes weisen schon seit Jahren immer wieder nicht nur Temperaturanstiege im Vergleich zu früheren Zeiten auf, sondern auch Niederschlagsmangel. Gerade im Nordosten Deutschlands klagen die Landwirte schon seit Jahren regelmäßig über Dürreprobleme. Im April etwa fielen dort teilweise nur 25 Liter Regen pro Quadratmeter und vergrößerten das bereits bestehende Niederschlagsdefizit weiter. Der Dürremonitor vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zeigt bereits jetzt in weiten Teilen Brandenburgs, aber auch in Regionen Niedersachsens außergewöhnliche oder extreme Dürre im gesamten Boden aus.

Allein in diesem Jahr sind nach UN-Angaben nahezu 160 Millionen Kinder einer schweren und anhaltenden Dürre ausgesetzt, mehr als 2,3 Milliarden Menschen weltweit sind unzureichend mit Wasser versorgt. Bis zum Jahr 2040 könnte nach UN-Schätzungen jedes vierte Kind weltweit von Wassermangel betroffen sein.

Und Entwarnung ist nicht in Sicht: Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung von Dürren betroffen sein. Dem Bericht zufolge dürften dann zwischen 4,8 und 5,7 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen mindestens für einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Derzeit gilt das bereits für 3,6 Milliarden Menschen.

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