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Krise im Wohnungs- und Bauwesen: “Stimmung in der Branche ist unterirdisch”

Krise im Wohnungs- und Bauwesen: "Stimmung in der Branche ist unterirdisch"

Quelle: www.globallookpress.com © ImagoSymbolbild

Laut einem Artikel der Welt vom Freitag liegt die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland im Jahr 2023 gut 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau, laufende Bauprojekte werden abgesagt, in der Bauwirtschaft tätige Firmen melden Insolvenz an.

Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia kündigte vor Kurzem an, dass der Bau von 60.000 geplanten Wohnungen bis auf Weiteres ausgesetzt werde. Und das in einem Jahr, in dem sich die Flüchtlingskrise so zuspitzt wie 2015/16 und vor allem in den Großstädten kaum noch bezahlbarer Wohnraum zu bekommen ist. 

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Aus der Perspektive der Immobilienbranche hat die Ampel in Berlin selbst alles nur noch schlimmer gemacht: Sie hält an strengen Effizienzvorgaben fest, verteuert das Bauen und brachte das Heizungsgesetz auf den Weg – alles zum Wohle des “Klimas”. Nun gehen zwei wichtige Akteure auf Distanz zu Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), der rund 3.000 Unternehmen mit etwa sechs Millionen Mietwohnungen vertritt; und der Eigentümerverband Haus & Grund. Beide boykottieren ein vom “Bündnis für bezahlbares Wohnen” initiiertes Treffen mit der Bundesregierung und anderen Branchenvertretern am Montag, um ein Zeichen zu setzen.

Axel Gedaschko vom GdW kritisiert die Langsamkeit und das Aussitzen von Problemen der Regierung:

“Nach vielen Monaten und Jahren der Diskussionen steht für uns inzwischen fest: Es passiert einfach zu wenig und zu spät. Die Baugenehmigungen sind im Juli um 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen, die Kosten laufen völlig aus dem Ruder.”

Er betont: “Wir fühlen uns nicht ernst genommen. Die Stimmung in der Branche ist unterirdisch.” Dazu verspricht Scholz den Bürgern hunderttausende Wohnungen, welche die Baubranche in der aktuell – in erster Linie durch die Regierung selbst verursachten – misslichen Lage nicht bauen kann. Kai Warnecke, der Präsident des Eigentümerverbands Haus & Grund, sieht das ähnlich. Er kritisiert vor allem das Heizungsgesetz:

“Mit diesem Gesetz entstehen so hohe Anforderungen an die Bestandshalter älterer Gebäude, dass nicht nur nachhaltig Vertrauen zerstört, sondern auch viel Geld gebunden wird. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck träumt außerdem weiter von einer europaweiten Gebäude-Mindesteffizienz, als hätten wir keinen Ukraine-Krieg und keine Energiepreiskrise. Und: Nein, wir haben Rechnungen über die Auswirkungen des Heizungsgesetzes vorgelegt, doch die wurden weitgehend ignoriert.”

Der Traum vom Eigenheim hat sich für viele Deutsche erledigt, ergänzt Warnecke:

“Dabei kann sich schon jetzt eine Durchschnittsfamilie in Deutschland Wohneigentum kaum leisten. Das war früher anders, und das hat nichts mit dem Sparverhalten zu tun. Der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern bricht ebenso ein wie der von Mehrfamilienhäusern. Die Wohneigentumsquote ist in den vergangenen vier Jahren um knapp fünf Prozentpunkte gesunken. Das liegt zum Teil am Zuwanderer-Effekt. Aber vielen Familien ist der Zugang zu einem eigenen neu gebauten Eigenheim komplett verwehrt.”

Ob die Forderung der Branche nach Mehrwertsteuersenkungen, weniger Bürokratie und mehr Bauland realisiert werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, allzu viel Hoffnung scheint es aber nicht zu geben.

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