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Washingtons Regimewechselexpertin sucht Gespräch mit Militärregierung in Niger

Washingtons Regimewechselexpertin sucht Gespräch mit Militärregierung in Niger

© ISHARA S. KODIKARA / AFPRegimewechselexpertin Nuland auf Reisen – hier im Februar 2023 in Sri Lanka

Von Rachel Marsden

Frankreich wurde von der neu amtierenden Militärregierung aus Niger vertrieben, was gleichzeitig die Interessen der USA in diesem Land in Gefahr bringt. Wer hätte jemals gedacht, dass die Übernahme der Kosten für die Ausbildung nigrischer Soldaten durch die USA in einen Nettogewinn für Russland und China münden würde? Das US-Außenministerium anscheinend nicht.

Nun trat Victoria Nuland mit der Forderung aufs Parkett, mit den Machthabern sprechen zu wollen. Nuland, offiziell amtierende stellvertretende US-Außenministerin, sollte ihren Amtstitel eigentlich in “Karen für Regimewechsel” ändern. Im modernen Sprachgebrauch ist eine “Karen” eine Frau mittleren Alters, “die ihr Privileg nutzt, um ihren Willen durchzusetzen oder das Verhalten anderer Menschen zu kontrollieren”. Karens sieht man oft an den Kundendienstschaltern großer Läden, wo sie fordern, mit dem Filialleiter zu sprechen. Oder im vorliegenden Fall mit den Kommandeuren der Militärregierung, die sich jetzt für Niger verantwortlich zeichnen.

Französische Streitkräfte sollen Luftraum über Niger verletzt haben

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Nuland kam nach Niger und verlangte, mit dem abgesetzten Präsidenten zu sprechen, doch die Forderung wurde dankend zurückgewiesen. Stattdessen traf sie sich mit einem der Putschisten, dem neu eingesetzten Stabschef der Armee Brigadegeneral Moussa Salaou Barmou, der in Fort Benning und an der Nationalen Universität für Verteidigung (National Defense University) in Washington ausgebildet wurde. Vor wenigen Wochen erst wurde Barmou neben dem Kommandeur für US-Spezialoperationen in Afrika Generalleutnant Jonathan Braga auf einer Drohnenbasis der USA in Niger fotografisch festgehalten.

In einer Telefonkonferenz des Außenministeriums am vergangenen Montag sagte Nuland, sie sei in Niger, “weil wir offen mit den Menschen sprechen wollen, die für diese Herausforderung der demokratischen Ordnung verantwortlich sind.” Dafür war eigentlich keine Auslandsreise nötig. Sie hätte einfach zu Hause bleiben und eine Mitarbeiterversammlung einberufen können. Ihr habt das Chaos selbst angerichtet, Leute.

“Der Nutzen der gemeinsamen militärischen Übungen an Mörsern ist zweifach: Sie vermittelt den nigrischen Soldaten eine handfeste Fähigkeit und stärkt gleichzeitig die Partnerschaft zwischen den Streitkräften der USA und jenen des Nigers”, verkündete das Pentagon im Jahr 2021 bezüglich einer gemeinsamen Übung. Es sieht so aus, als hätten sich all diese Fähigkeiten als nützlich erwiesen, als es darum ging, das mit den USA verbündete Frankreich aus dem Land zu werfen.

“Wir haben uns mit dem selbst ernannten obersten Kommandeur dieser Operation General Barmou und drei ihn unterstützenden hochrangigen Offizieren getroffen”, sagte Nuland. “Ich muss unterstreichen, dass diese Gespräche äußerst offen und manchmal auch ziemlich schwierig waren, weil wir auf eine Verhandlungslösung drängten.”

Es ist interessant, wie plötzlich Frieden und Verhandlungen auf dem Tisch liegen, wenn Washington seinen Marschschritt verliert, sich gleichzeitig in einer zu schwachen oder zu prekären Position befindet, um mit dem Abwerfen von Bomben zu beginnen, und etwas Zeit gewinnen muss, um wieder die Oberhand zu erlangen. Dies war beim Abkommen von Minsk zwischen Russland und der Ukraine von 2014 und 2015 der Fall, als ein “Frieden” als Vorwand für eine Bewaffnung Kiews gegen Moskau genutzt wurde, während gleichzeitig westliche Verbündete ukrainische Neonazis vor der Haustür Russlands ausbildeten. Nuland deutete die Prioritäten Washingtons nicht ganz so subtil an, als sie sagte, dass sie “die Gelegenheit hatte, mit einem breiten Querschnitt der nigrischen Zivilgesellschaft zusammenzutreffen” und diese als “langjährige Freunde der Vereinigten Staaten” bezeichnete. Mit anderen Worten: Die Stellvertreter im Land zu stärken, um damit die Interessen der USA zu verteidigen.

Washington und die Karen für Regimewechsel agieren hier als unverfrorene Kontrollfreaks. Nuland war lange zuvor von der europäischen Pipeline Nord Stream für günstiges russisches Gas für Deutschland besessen – bis diese auf mysteriöse Weise in die Luft gesprengt wurde. Nuland wurde 2014 in der Hauptstadt der Ukraine gesichtet, als sie Kekse an regierungsfeindliche Randalierer verteilte. Und sie wurde dabei erwischt, wie sie über die mögliche Rolle ukrainischer Oppositionsführer nach dem Regimewechsel entschied. In einem Telefongespräch, das sie mit dem damaligen US-Botschafter Geoffrey Pyatt führte und das abgehört und veröffentlicht wurde, brachte Nuland zum Ausdruck, wie sehr sie die Verbündeten der USA und das Völkerrecht schätzt, wenn diese nicht ganz mit Washingtons Agenda übereinstimmen: “Ich denke, es wäre großartig, dabei zu helfen, dieses Ding festzunageln und der UN dabei zu helfen, es festzunageln, und – Du weißt schon – scheiß auf die EU”.

Bei einer Senatsanhörung Anfang des Jahres zum Thema “Russische Aggression in der Ukraine” machte Nuland deutlich, dass sie kaum widerstehen konnte, ihre Finger vom benachbarten Weißrussland zu lassen. Sie betonte, dass die USA “intensiv mit der weißrussischen Opposition zusammenarbeiten”. Die Karen für Regimewechsel hat ein Gespür für die Angelegenheiten aller Nationen auf diesem Planeten. Es scheint in ihrer Familie zu liegen, denn ihr Ehemann Robert Kagan ist ein prominenter neokonservativer Agitator, der in seiner Biografie auf der Webseite des US-Außenministeriums als Experte für “NATO-Erweiterung” beschrieben wird. Er war außerdem Mitbegründer der Denkfabrik Project for the New American Century (Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert, PNAC), die Pläne für endlose Kriege der USA zum Zweck der Regimewechsel in Länder vorlegt, die sich nicht an Washingtons Vorgaben halten.

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Im Fall von Niger gehört zu dieser Agenda, die Tür offen zu halten, damit Washington wie in der Ukraine kommen und gehen kann, wie es beliebt, bis hin zur Möglichkeit, die Ressourcen des Landes komplett auszubeuten oder das Land als Sprungbrett für Operationen gegen Washingtons geopolitischen Feinde zu nutzen. Das würde erklären, warum die CIA nach dem Fiasko im libyschen Bengasi eine Basis für Drohnen in Niger für ihre Operationen in Afrika errichtete, nachdem Washington in Libyen seine sichere Stellung verloren hatte. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass Libyen direkt neben Niger liegt.

Washington hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass nigrische Truppen ihre von den USA finanzierte Ausbildung nutzen würden, um sich gegen das zu verteidigen, was sie als westliche Einmischung betrachten. Die Karen für Regimewechsel scheint verärgert darüber zu sein, dass die neuen Machthaber nicht den üblichen Weg eingeschlagen haben, sich von den USA ausbilden zu lassen, um anschließend für die Kriege Washingtons eingesetzt und ausgebeutet zu werden.

Wenn Nuland und ihre Kollegen angesichts der Ereignisse in Niger überhaupt das Potenzial zur inneren Einkehr haben, sollten sie vielleicht darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn die vom Westen unterstützten Neonazis von Asow eines Tages ebenfalls beschließen sollten, die Interessen ihrer Wohltäter zugunsten der Verteidigung ihrer eigenen Interessen zu verraten – unter Zuhilfenahme all der großzügig gespendeten Feuerkraft und mit freundlicher Genehmigung westlicher Steuerzahler. In diesem Fall wünschen wir viel Glück bei dem Versuch, das gespendete Geld zurückzubekommen oder den Sprecher von Asow zu finden. Er wird vielleicht kein Namensschild sich tragen – aber wahrscheinlich eine Hakenkreuz-Tätowierung.

Aus dem in Englischen.

Rachel Marsden ist eine Kolumnistin, politische Strategin und Moderatorin eines unabhängig produzierten französischsprachigen Programms, das auf Sputnik France ausgestrahlt wird. Ihre Webseite finden man unter rachelmarsden.com

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